Ein Thru-Hike ist nicht nur eine physische Reise, sondern auch eine tiefgreifende innere Erfahrung, die uns auf unerwartete Weise verändert. Der Pacific Crest Trail (PCT) ist ein epischer Thru-Hike, der sich auf über 4.265 Kilometer von der mexikanischen bis zur kanadischen Grenze erstreckt. Er ist mehr als nur eine Wanderung – er bietet die Chance auf ein Abenteuer, das Leben verändern kann. Dieser Artikel taucht ein in die Welt des PCT und beleuchtet, warum dieser Trail die perfekte Wahl für euren ersten Thru-Hike sein könnte. Von der einzigartigen Trail-Community, die euch mit offenen Armen empfängt, über eine äußerst moderate Schwierigkeit, die auch für Einsteiger geeignet ist, bis hin zu der fast garantierten günstigen Wetterlage – der PCT hat alles, was das Wanderherz begehrt. Hinzu kommt die exzellente Dokumentation und die Möglichkeit, auch nur Abschnitte des Trails zu erkunden, falls der ganz große Sprung noch etwas warten muss.
1. Trail Community
Der PCT existiert bereits seit 1968 und er gehört spätestens seit Cheryl Strayeds Buch „Wild“ zu den bekanntesten Wildnistrails der Welt. Nicht umsonst gibt es ein Permit-System um die Anzahl der Wanderer und somit die Auswirkungen auf die Natur zu limitieren. Das bedeutet auch, dass der PCT eine riesige Community hat. Trail Angels in den umliegenden Ortschaften bieten Mitfahrgelegenheiten an und beglücken euch mit unerwarteter Trail Magic, öffnen sogar ihr Zuhause für Wanderer. Die kleinen Städte entlang des PCT sind hervorragend auf Wanderer eingestellt und bieten neben einer Thru-Hiker-freundlichen Auswahl an gängigen Resupply-Optionen auch immer über eine Poststelle, wohin ihr euch Ausrüstung und Vorräte schicken könnt.
Hinzu kommt die Hiker-Community selbst. Ihr könnt euch bereits im Vorfeld eures geplanten Thru-Hikes mit erfahrenen Wanderern austauschen und auf dem Trail selbst schnell Anschluss finden und intensive Freundschaften schließen. Wer allein sein will, findet auch diesen Raum, aber niemand muss sich vor Einsamkeit fürchten. Über das gemeinsame Thema fällt es auch viel leichter, Verbindungen zu anderen aufzubauen. Glaubt mir, ihr werdet nicht lange allein sein, vor allem wenn ihr Northbound von der mexikanischen Grenze wandert. Die besten Freunde der letzten Jahre habe ich alle auf Thru-Hikes gewonnen. Sogar meinen Partner habe ich auf dem PCT kennengelernt.
2. Einfachheit
Da der PCT auch für Pferde angelegt wurde, ist er nie richtig steil. Die Anzahl der Serpentinen scheint oft beinahe übertrieben, machen die Angelegenheit aber recht angenehm. Auch technische Schwierigkeiten gibt es kaum. Nirgends muss Hand an den Fels gelegt werden. Die einzige Schwierigkeit wäre viel Schnee in der Sierra oder in Washington. Der PCT ist gut ausgebaut, viel begangen und gut markiert. Es gibt immer mal wieder kürzere Abschnitte, in denen einem umgestürzte Bäume das Leben ein bisschen schwer machen, aber das war es auch schon. Die Kommentare in der App FarOut helfen dabei euch über den aktuellen Zustand des vor euch liegenden Abschnitts zu informieren und mental darauf vorzubereiten.
Ein wenig Langstreckenwander-Erfahrung zu haben ist immer von Vorteil, es gibt aber auch immer wieder Wanderer, die noch nie auch nur eine Nacht in einem Zelt verbracht haben und trotzdem erfolgreich sind. Die größte Herausforderung eines Thru-Hikes ist mental, nicht körperlich. Fit und erfahren werdet ihr von ganz alleine, mit jedem zurückgelegten Kilometer. Ein wenig alpine Wandererfahrung solltet ihr jedoch trotzdem mitbringen. Wie Schneefelder und Flüsse möglichst sicher zu queren sind, wie man mit Grödeln geht und wie sich die beste Route im Schnee finden lässt, sind alles Erfahrungen, die euch selbstbewusster und damit sicherer sein lassen.
3. Gutes Wetter
In der Hauptsaison (April bis September) regnet es praktisch nie auf dem PCT. Nagelt mich darauf nicht fest, jedes Jahr ist anders, aber generell ist insbesondere Kalifornien sehr trocken. Oregon und Washington im Sommer ebenfalls. Nicht umsonst ist immer mit dem Ausbruch von Waldbränden zu rechnen. Auf dem PCT hatte ich nur zweimal Momente in der Sierra, wo es ein wenig genieselt hat, nicht mal richtiger Regen. Mitte September hatte ich in Oregon ein paar Regentage, aber die meisten Thru-Hiker sind ab Mitte September nicht mehr auf dem PCT unterwegs.
Das macht die Erfahrung recht angenehm, denn meine schlimmsten Tage auf dem Te Araroa waren immer jene, an denen ich komplett nass und kalt war und es keine Gelegenheit gab zu trocknen, wenn es am nächsten Tag noch immer schüttet. Auf dem PCT scheint fast immer die Sonne, was auch hervorragendes Fotowetter produziert. Ich mag es wirklich nicht, schöne Abschnitte eines Trails zu verpassen, weil das Wetter einem jede Aussicht nimmt. Ich wandere ja nicht nur, um mir selbst zu beweisen, was für ein harter Hund ich bin; in erster Linie will ich die Landschaft bewundern!
Die Hitze ist eher etwas, das einem vor allem in Südkalifornien und im Hochsommer zu schaffen machen kann. Hier gilt es früh aufzustehen, um einige Kilometer reißen zu können, dann eine lange Siesta zu machen und dann am späteren Nachmittag weiterzugehen. Auch die Wasserplanung kann herausfordernd werden, FarOut hilft aber auch hier entsprechend zu planen. Vor allem in Südkalifornien gibt es immer wieder Water Caches, die von guten Menschen zur Verfügung gestellt werden, und auf FarOut lässt sich der Wasserstand dieser Caches ablesen.
4. Gut dokumentiert
Der PCT ist sicherlich einer der am meisten dokumentierten Thru-Hikes der Welt. Vor eurem Thru-Hike könnt ihr mithilfe von Facebook, Reddit, YouTube, Blogs, aber auch Büchern alle nur denkbaren Informationen sammeln. Jeder Kilometer des PCT ist bereits tausendfach beschrieben, gefilmt und fotografiert worden. Auf dem Trail selbst hilft euch die App FarOut euch über den aktuellen Status von Wasserquellen und des Zustands des Trails zu informieren, aber auch, wo es die besten Campsites und das beste All-you-can-eat-Buffet in der nächsten Stadt gibt.
5. Viele Resupply-Möglichkeiten
Im Durchschnitt habe ich auf dem PCT alle 4 Tage einen Resupply-Stop gemacht. In der Sierra gibt es die längsten Abschnitte ohne Resupply-Möglichkeiten, wo wir zwischen Kennedy Meadows South und Bishop für 7 Tage Essen dabei hatten. Zusätzlich hat uns das Gewicht des für die Sierra obligatorischen Bärenkanisters ordentlich runtergezogen. Aber auch hier wäre ein weiterer Stop in Lone Pine möglich. Fest steht, es ist nie nötig, mehr als eine Woche Essen dabeizuhaben. Das macht den Rucksack deutlich leichter und somit auch das Wanderleben. Es bedeutet auch, dass die Zivilisation nie allzu weit entfernt ist. Außerhalb der Sierra kreuzt der PCT immer wieder Straßen, an denen es im Verletzungsfall möglich ist rauszuhitchen.
6. Möglichkeit von Section Hikes
Es muss nicht gleich ein ganzer Thru-Hike sein. Nicht jeder hat die Zeit und Möglichkeit sich fünf Monate lang von allen Verpflichtungen zu befreien, um sich voll und ganz in das Abenteuer eines Thru-Hikes zu stürzen. Der PCT bietet sich auch perfekt für Section Hikes an, also das Bewandern eines Teilabschnitts. Ob ein ganzer Staat oder einfach nur zwei Wochen – alles ist möglich. Jede Minute da draußen ist wertvoll. Sich mit der Natur zu vereinen ist eine Erfahrung, die auch auf einer kürzeren Wanderung sehr gut möglich ist.
Besonders schön für mögliche Section Hikes empfinde ich folgende Abschnitte:
– Südkalifornien: Mexiko bis Hiker Town (834 km / ca. 1 Monat)
– Sierra: Kennedy Meadows South bis Lake Tahoe (626 km / ca. 1 Monat)
– Oregon: Crater Lake bis Cascade Locks (370 km / ca. 2 Wochen)
– Washington: Trout Lake bis Kanada (675 km / ca. 3 Wochen)
Ganz abgesehen von all diesen eher rationalen Argumenten ist der PCT auch aufgrund seiner atemberaubenden Schönheit und Vielfalt ideal für einen ersten Thru-Hike. Von der Wüste Südkaliforniens, über die hohen schneebedeckten Berge der Sierra bis zu üppigen Wäldern, tiefblauen Seen und Vulkanlandschaften. Der PCT ist ein Wildnistrail fernab der Zivilisation, der es euch leicht macht, sich der Welt für ein paar Monate zu entziehen, um euch ganz auf euch und die Natur um euch herum zu konzentrieren.