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Wattwanderung: Die Nordsee erleben

Nordsee, das ist Weite, Salzgeruch, Watt und Seehunde. Der Nationalpark Wattenmeer schützt eine einzigartige Küstenlandschaft, unzählige Pflanzen und Tiere. Um das Watt richtig zu erleben, ist eine Wattwanderung obligatorisch. Wir wandern zur Hallig Gröde, bei der wir heimischer Flora und Fauna begegnen als auch Geschichte der kleinen Siedlungen auf den Halligen. Als krönender Abschluss eines Nordseebesuchs darf ein Besuch bei den Seehunden natürlich nicht fehlen, was man bei der Seehundstation Friedrichskoog machen kann.

Wattwanderung zur Hallig Gröde

In Schlüttsiel bei Dagebüll treffen wir uns mit dem Biologen Dr. Walther Petersen-Andresen, um eine Wattwanderung zur Hallig Gröde zu unternehmen, um Pflanzen, Tiere und die Natur des Wattenmeers kennenzulernen. Wir gehen zuerst am Deich entlang und an Schäfchen vorbei, bevor wir das schlammige Watt betreten, das unsere nackten Füße schmatzend aufnimmt. Obwohl es heute eher frisch ist, ganz typisch Norden, ist der Schlamm erstaunlich warm. Das Wasser zieht sich noch zurück, weshalb überall noch Pfützen stehen. Wir hangeln uns an den Wellenbrechern, die auch zur Landgewinnung dienen, entlang und über sie hinweg. Ab und an bleiben wir nahezu stecken, aber wir erreichen die offene Meerlandschaft ohne Wasser. In der Ferne können wir Halligen und große Tanker auf dem Wasser sehen, das weit von uns weg scheint. Innerhalb der Wellenbrecher sinken wir noch tief in den Schlick ein, weiter draußen jedoch nicht mehr.

Unser Führer gräbt mithilfe seiner Mistgabel Muscheln aus und zeigt uns diese, wie die eingeschleppte amerikanische Schwertmuschel oder die Pfeffermuschel, die beim Verzehr einen scharfen Beigeschmack hat. Man kann sie leicht anhand ihrer sternförmigen Fraßspuren im Sand erkennen, denn sie graben sich bis 20 cm in den Boden ein und ernähren sich über ihren Atemsipho, eine Art Röhre, von Material an der Sandoberfläche. Auch einen Wattwurm graben wir aus. Sie reinigen den Sand des Watts und überall sieht man die kleinen Löcher im Sand, in denen die Wattwürmer leben und über die sie nährstoffreichen Sand aufnehmen, um ihn zu verwerten. Der verspeiste Sand erscheint dann als kleines Sandwürstchen am Eingang seines Lochs.

Auch einige Wattschnecken, die sich im Sand eingraben und deren Spuren man überall sieht, und Strandkrabben oder deren Überreste finden wir immer wieder. Somit haben wir von den sogenannten „Small Five“ den Wattwurm, Strandkrabben, Herzmuscheln und Wattschnecken gesehen. Es fehlt nur noch die Nordseegarnele.

Wir gehen über Muschelbänke und müssen aufpassen, nicht auf eine der scharfen Muscheln zu treten. Als es muschliger wird, ziehen wir uns mitgebrachte Sandalen an, um unbeschadet davonzukommen.

Tatsächlich birgt so eine Wanderung einige Gefahren, wenn jemand aus Unkenntnis über Ebbe und Flut zu lange im Watt bleibt oder zu weit entfernt vom Festland oder einer Hallig ist. Häufig liegen Wasserläufe, sogenannte Wasserläufe oder Senken in Landnähe in der Nähe der Inseln und Halligen. Bei Flut laufen diese Stellen, die man beim Wattwandern gar nicht bemerkt, als erstes voll Wasser, während die hoch liegenden Wattflächen noch vier Stunden nach Niedrigwasser trocken liegen können.

Ein ortskundiger Wattführer weiß genau, wo diese tiefen Stellen liegen und wann man sie spätestens durchqueren muss. Eine weitere Gefahr kann plötzlicher Seenebel sein, der einem sämtliche Sicht und Orientierung raubt. Ein Gewitter ist ebenso gefährlich, Wasser und Strand sollten sofort verlassen werden. Die meisten Menschen, die von der Flut erwischt werden, versuchen gegen die Strömung Richtung Strand anzuschwimmen, es ist aber tatsächlich besser parallel zur Küste zur schwimmen. Es empfiehlt sich Kraft zu sparen und sich ruhig auf dem Wasser treiben zu lassen und seitlich aus der Strömung herauszuschwimmen.

Die Hallig Gröde

Wir kommen zur Hallig Gröde, die abgelegenste, ursprünglichste der privaten Halligen und mit neun Einwohnern die kleinste selbstständige Gemeinde Deutschlands. Halligen sind kleine deichlose Inseln, die 5-40mal im Jahr überflutet werden. Die meisten entstanden im Mittelalter, nachdem schwere Sturmfluten weites Land zerstört hatten. Teile des untergegangenen Landes schlickten wieder auf, Schlickschicht auf Schlickschicht. So wuchs Halligland aus dem Meer. Was das Meer aufbaute, trug es vielerorts auch wieder ab. Mehr als hundert Halligen sind im Laufe des Jahrhunderts untergegangen, zehn sind geblieben.

Wir kommen auf die Salzwiesen, wo es sich viele Vögel gemütlich gemacht haben. Die Vögel kommen bei Hochwasser aus dem Watt auf die Hallig, brüten aber auch hier. Wir sehen viele Seeschwalben, Austernfischer und Möwen. Wir entdecken Meeresspargel, den sogenannten Queller, eine kleine, dickfleischige Pflanze. Sie stehen täglich lange im Salzwasser, müssen aber auch Sonneneinstrahlung trotzen, was sie hart im Nehmen macht. Sie machen sich gut auf dem Teller, den wir roh testen. Knackig, salzig und sogar ein wenig pfeffrig macht er kulinarisch durchaus was her.

Wir erreichen die Warft, wo sich die Siedlung befindet. Eine Warft ist ein künstlich aufgeschütteter Erdhügel, der die Siedlung vor Sturmfluten schützt. Die Warften sind von Ringdeichen umgeben, damit sie auch den Sturmfluten standhalten können. Vom Ringdeich der Warft schweift der Blick auf die Nachbarhalligen. Gröde besteht aus einer nicht mehr bewohnten ehemaligen Hallig und der Hallig Gröde, die einst miteinander verbunden wurden. Sie wird 20 bis 30 Mal im Jahr bis auf die Warften überflutet.

Es gibt Tee und Kuchen, wir chillen auf der Wiese und lassen uns den salzigen Wind um die Nase wehen. Es wird aber frisch und ein wenig Regen zieht übers Land, wovor wir uns unter vorstehenden Dächern verkriechen. Ein guter Zeitpunkt, sich die kleine Schule und Kirche der Hallig anzusehen. In der Schule werden normalerweise nur wenige Kinder unterrichtet, aktuell gibt es gar keine auf der Insel, weshalb Schule und Lehrerwohnung leer stehen. Die Gebäude stehen auf einer eigenen Warft, die mit 4,3 m auf dem höchsten Punkt der Hallig liegt.

Zurück geht’s bei Hochwasser mit Kapitän Uwe Petersen aufs Festland.

Seehundstation Friedrichskoog

Hier finden sich die heimischen Arten Seehunde und Kegelrobben, die sowohl im Wasser als auch unter Wasser beobachtet werden. Davon leben einige Tiere dauerhaft hier, da sie nicht mehr ausgewildert werden können oder in Gefangenschaft geboren wurden.

Außerdem gibt es eine Aufzuchtstation für junge Seehunde, die von der Mutter getrennt wurden. Aufgrund ihrer klagend klingenden Laute, mit denen sie nach ihrer Mutter rufen, werden sie Heuler genannt. Seehundjäger, die für verletzte Seehunde und Robben zuständig sind, übergeben die wenige Wochen alten Tiere der Station, wo sie untersucht und auf ein selbstständiges Leben vorbereitet werden. In kleinen Gruppen werden sie in Meerwasserbecken gehalten. Anfangs werden sie mit Fischbrei gefüttert, dann mit kleinen Fischstücken bis sie selbstständig Fisch fressen können. Wenn sie so weit sind, werden sie in ein großes, von Dünen umgebenes Auswilderungsbecken umgesetzt. Hier können sie sich im wendigen Schwimmen und im Fischfang üben und müssen noch einiges an Gewicht zulegen. Wenn sie dann 25 kg erreicht haben und ansonsten gesund sind, werden sie in die Freiheit entlassen.

Die Jungtiere können nicht direkt besucht werden, aber während der Fütterungszeiten von einem Aussichtsgebäude beobachtet werden, während Mitarbeiter über sie und ihre Arbeit erzählen. Die Mitarbeiter füttern die Jungtiere mit Brei oder treten in die Becken, um Fische vor ihnen herzuziehen, damit sie sich daran gewöhnen, dass es Arbeit bedeutet ihre Beute zu fangen.

In der Wildnis liegen viele Robben bei Niedrigwasser in der Sommersonne auf Sandbänken, wodurch in der Haut das für den Haarwechsel wichtige Vitamin D gebildet wird. Außerdem werden die Jungen dort geboren und gesäugt. Sie brauchen aber viel Ruhe, weshalb Schiffe und Touristen nicht zu nahe kommen dürfen.


Wattwanderung nach Gröde
Distanz: 8 km
Dauer: 6 h
Startpunkt: Schlüttsiel Parkplatz vor dem Fährhotel
Kosten: 20 € inklusive Rückfahrt mit Schiff
Mit Dr. Walther Petersen-Andresen

Seehundstation Friedrichskoog
An der Seeschleuse 4, 25718 Friedrichskoog
E
intritt: 7 €
Öffnungszeiten: April – Oktober: 10-18 Uhr, November – März: 10-16 Uhr
Fütterungszeiten: April bis Oktober: 10:30, 14 und 17:30 Uhr, November bis März: 10:30 Uhr und 14 Uhr, Jungtierfütterung 13 und 15:30 Uhr
Mehr gibt’s hier>>

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    Annika

    Ich bin verliebt in die Welt, ihre Berge und das Abenteuer. Seit jeher beschäftigt mich eine starke Sehnsucht nach einem intensiven Leben. Dabei bedeuten Wandern und Reisen für mich pure Freiheit und Glück. Auf diesem Blog lest ihr alles über meine Abenteuer auf der ganzen Welt

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