Achterbahn-Gratwanderung

CDT: Der Terror der Fliegen – Leadore bis Lima

Auf unserem Weg von Leadore nach Lima stellt uns der CDT auf Arten auf die Probe, die wir uns nie hätten vorstellen können – von unerbittlich beißenden Fliegen bis zu kräftezehrenden Anstiegen. Diese Reise ist ebenso brutal wie schön. Jeder Tag bringt neue Herausforderungen, sei es die Hitze der Mittagssonne, eine Achterbahnfahrt auf dem Grat oder pure Erschöpfung. Doch es gibt auch Momente von atemberaubender Schönheit – wenn wir Wapitis im Sonnenaufgang beobachten oder nach einem harten Tag ein perfektes Essen genießen. Der CDT ist das Härteste, was wir je gemacht haben, aber mit jeder Herausforderung werden wir stärker, widerstandsfähiger und entschlossener, das Ziel zu erreichen.

CDT Tag 38 – Abendliche Gratwanderung

14,8 km / 850 hm / 4 h

Dank Trail Angel Randy sparen wir uns das stundenlange Warten auf eine Mitfahrgelegenheit in der Mittagshitze und erreichen am Nachmittag wieder den Trail. Die Hitze brennt, aber eine leichte Brise macht das Ganze erträglich. Der Weg führt uns über einen langen Grat mit endlosen Ausblicken auf das Tal. Die sonnenverbrannten Wiesen wiegen sich im Wind, als würden sie Wellen schlagen. Wir erreichen Elk Mountain, den höchsten Punkt unserer Wanderung bisher, und genießen die Abendstimmung. Unser Camp liegt perfekt in einer grasbewachsenen Mulde – windgeschützt, mit Wasserquelle und ohne die üblichen Insekten. Während wir Bibimbap mit Käse genießen – eine unserer besten Trail-Mahlzeiten bisher – schleicht sich die Erkenntnis ein: Dieser Moment ist perfekt.

CDT Tag 39 – Die Schönheit liegt im Detail

35 km / 1.520 hm / 9,5 h

Der Tag beginnt mit sanften Anstiegen und spektakulären Landschaften. Schmetterlinge begleiten uns, während Wildblumen in allen Farben blühen. Am Morrison Lake gönnen wir uns ein kurzes Bad, doch die beißenden Fliegen lassen uns keine Ruhe. Eine alternative Route durchs Ram Valley erweist sich als mühsam – weglos, steil und voller Überraschungen. Doch der Lohn für die Mühe ist ein traumhafter Panoramablick. Der Sonnenuntergang taucht die Berge in ein warmes Licht, als ein Wapiti mit majestätischem Geweih über den Hügel schreitet – ein perfekter Abschluss für einen fordernden Tag.

CDT Tag 40 – Die Schlacht beginnt

33 km / 1.120 hm / 8,5 h

Der Trail verläuft querfeldein über den Cottonwood Peak, wo wir Tinker treffen, einen beeindruckenden 78-jährigen Wanderer, der an seiner Triple Crown arbeitet. Der Abstieg führt uns zu sumpfigen Teichen, wo uns die Fliegen den letzten Nerv rauben. Der erste Regen seit Wochen setzt ein, bringt kurz Erleichterung, doch mit der Feuchtigkeit kehren die Insekten doppelt zurück. Wir steigen zum Deadman Lake ab und sammeln Wasser für die nächsten 21 Kilometer. Beim Anstieg vom See verwandelt sich die Wanderung in einen unerbittlichen Kampf gegen Schwärme, die bei jedem Schritt zu beißen. Völlig ausgelaugt, schlagen wir das Zelt früh auf.

CDT Tag 41 – Die Fliegenhölle

37,5 km / 1300 hm / 9 h

Man kann erst wirklich verstehen, wie schlimm es ist, bis man selbst mitten im Schwarm steht. Morgens erreichen wir die Buffalo Spring, doch die Suche nach der versteckten Wasserleitung wird zur Geduldsprobe – um uns herum ein einziges, summendes Chaos. Es ist unmöglich, stillzustehen, ohne gebissen zu werden. Wir schlagen ständig nach ihnen, und manchmal fühlt es sich an, als würden wir durch unsere eigene persönliche Fliegenhölle wandern. Heute bauen wir unser Zelt dreimal auf. Einmal für das Mittagessen, dann für das Abendessen, um in Ruhe essen zu können.

Danach wandern wir noch ein paar Kilometer weiter, bevor wir es endgültig für die Nacht aufstellen. Aber selbst im Zelt sind wir nicht sicher, und es dauert Minuten, die ungebetenen Gäste zu erschlagen. Am Abend ändern wir unsere Pläne: Statt in der Nähe der Straße zu übernachten, wollen wir direkt nach Lima. Ein Motel, eine Dusche und eine Nacht ohne Fliegen erscheinen uns als Paradies.

CDT Tag 42 – Eine 19-Kilometer-Achterbahnfahrt auf dem Grat

31,5 km / 1.200 hm / 7,5 h

Um der Hitze und den Fliegen zu entkommen, starten wir um 5 Uhr morgens. Der Anstieg im Licht der aufgehenden Sonne ist magisch, und oben auf dem Grat beobachten wir zwei Wapitis, die ebenso ehrfürchtig auf den Sonnenaufgang blicken wie wir. Der Grat ist eine Achterbahnfahrt – steile Anstiege und Abstiege, die sich zu einer Tagesdosis an Höhenmetern summieren. Doch mit der Brise, die die Fliegen vertreibt, ist es eine der schönsten Wanderungen bisher. Der Abstieg ins Tal ist lang und zieht sich auf einer scheinbar endlosen Schotterstraße. Endlich erreichen wir die Interstate und erwischen schnell eine Mitfahrgelegenheit nach Lima – ein Abschleppfahrer, der CDT-Hiker kennt, nimmt uns mit.

Nach der Tortur der letzten Tage genießen wir einen wohlverdienten Zero in Lima. Das Motel ist einfach, aber nach all den Fliegenstichen ist allein eine Dusche eine Erlösung. Wir gönnen uns ein Steak-Dinner in einem unerwartet fantastischen Restaurant und verbringen den Tag im örtlichen Schwimmbad, um der Hitze zu entkommen. Mit gutem Essen, Ruhe und einem Bett tanken wir Kraft für die nächsten Herausforderungen des CDT. Der Trail ist brutal – aber wir geben nicht auf.

Herausforderungen & Highlights des Abschnitts

Herausforderungen: Beißende Fliegen, Hitze und steile Anstiege
Highlights: Gratwanderung nach Lima, Wapiti im Sonnenuntergang und das Steakhouse in Lima
Lektion: Vor Sonnenaufgang und nach Sonnenuntergang sind die beißenden Fliegen kaum aktiv – eine wertvolle Erkenntnis nach Tagen des Schreckens. Der CDT macht es uns nie leicht – es gibt immer etwas, das uns auf Trab hält.

Hier geht’s zum nächsten Abschnitt auf dem CDT:

CDT: Donnerwetter – Lima bis Island Park

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Die Weltwanderin

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Annika

Ich bin verliebt in die Welt, ihre Berge und das Abenteuer. Seit jeher beschäftigt mich eine starke Sehnsucht nach einem intensiven Leben. Dabei bedeutet Wandern für mich pure Freiheit und Glück. Auf diesem Blog lest ihr alles über meine Abenteuer auf der ganzen Welt.

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