Bemooste Bäume

CDT: Mücken und Magie – Helena bis Butte

Nach Helena kehren wir zurück in die Wildnis und kämpfen unterwegs mit dem launischen Wetter Montanas und lästigen Mücken. Wir erleben eine Mischung aus Spannung und Monotonie, während wir uns über Roadwalks und umgestürzte Bäume navigieren. Die Tage gipfeln in unserer Ankunft in Butte, wo wir uns mit köstlichem Essen verwöhnen und den Unabhängigkeitstag der USA feiern.

CDT Tag 22 Schwüle Sommerhitze mit Mücken

22,7 km / 890 hm / 5,5 h

Unser kurzer Wandertag beginnt entspannt in Helena. Nach einem gemütlichen Bummel über den „Besten Farmers Market in Montana“, wo wir Kombucha trinken, frische Kräuter kaufen und Kunstwerke bewundern, machen wir uns auf den Weg zurück zum Trail. Hitchen aus einer Stadt heraus ist oft schwierig, aber wir haben Glück, denn wir müssen nicht lange warten, bis uns jemand mitnimmt.

Unser Weg führt bergauf über einen Schotterweg, der zurück zum CDT führt, dessen offizielle Route gerade wegen Brandschutzmaßnahmen gesperrt ist. Unterwegs genießen wir die besten Sandwiches, die wir je hatten: saftiges Roastbeef mit einer Meerrettich-Aioli auf knusprigem Baguette. Wir haben sie heute Morgen in der Metzgerei in Helena gekauft. Das inspiriert uns zu Gesprächen über die besten Mahlzeiten, die wir in Städten auf dem PCT hatten, und einen Rückblick auf die bisher besten auf dem CDT. Das macht die eher eintönige Schotterstraßen-Wanderung unterhaltsam, ebenso wie die faszinierenden Wolken am Himmel.

Oben lädt uns Lloyd in seine Hütte ein, wo wir kühle Getränke und Geschichten über Wildtiere genießen. Er bietet uns Wasser an und warnt uns davor, aus dem nahegelegenen Teich zu trinken – ein Rat, den wir später zu schätzen wissen, als wir feststellen, dass das Wasser tatsächlich ungenießbar ist.

Nach der erfrischenden Pause setzen wir unseren Weg fort. Der Übergang vom Schotterweg zurück auf den Trail ist eine Wohltat für unsere Füße. Dunkle Wolken ziehen auf und ein paar Tropfen Regen fallen, während wir an Blockfeldern voller großer kantiger Felsblöcke und an wildromantisch bemoosten Bäumen vorbeiwandern. Einige sumpfige Teiche sind wenig einladend, aber ein klarer Bach kurz vor unserem Lagerplatz rettet den Abend – trotz Mückenschwärmen. Die untergehende Sonne wirft goldene Strahlen durch die Bäume und erleuchtet den Weg vor uns.

Unser Zeltplatz ist perfekt – abgesehen von den Massen an Mücken, die ihn mit uns teilen. Leider finde ich hier heraus, dass ich meine Kopfhörer in Helena vergessen habe. Musik und Hörbücher fehlen mir sehr, denn sie helfen mir, die gelegentliche Monotonie und Härte des Trails zu durchbrechen.

CDT Tag 23 – Es wird Blut fließen

33,4 km / 1.210 hm / 8 h

Der heutige Tag ist eine Mischung aus Routine und Herausforderungen. Die Anstiege sind angenehm und seicht, was das Wandern leicht macht, aber die unerbittlichen Mücken treiben uns an den Rand des Wahnsinns. Umgestürzte Bäume fordern früh am Morgen unsere Geschicklichkeit und hinterlassen blutige Kratzer – eine schmerzhafte Erinnerung an die Strapazen des CDT.

Auch die Mücken sind auf unser Blut aus und halten uns in Bewegung, denn Pausen bedeuten Angriffsfläche. Monotone Waldabschnitte und die ständige Plage lassen uns nach Abwechslung dürsten – und diese finden wir unerwartet in einer alten Kühlbox am Wegesrand. Sie ist beschriftet mit „Cooler Challenge – the cooler dares you to do it“. Der weitere Text auf der Box klärt uns auf, dass eine andere Thru-Hikerin diese Initiative ins Leben gerufen hat und darum bittet, die Kühlbox ein Stück weiter den Trail entlang zutragen, bis sie durch gemeinsame Anstrengung einen Müllcontainer erreicht. Es ist eine schöne Möglichkeit, die Routine zu durchbrechen und gleichzeitig etwas Gutes zu tun. Wir nehmen die Herausforderung an und tragen die Kühlbox etwa zwei Kilometer den Berg hinauf. Wir stellen fest, dass die bequemste Art, sie zu tragen ist, sie „Sherpa-Style“ auf dem Rucksack zu balancieren und auf unseren Köpfen abzustützen. Es ist eine unterhaltsame, kleine Sidequest.

Zur Belohnung gönnen wir uns eine Mittagspause auf dem Thunderbolt Mountain mit herrlichen Ausblicken. Wir kreieren ein neues Cold-Soaking Rezept – Couscous mit Avocado, Käse, Frühlingszwiebeln und Tajin – und küren es direkt zum Favoriten.

Der Nachmittag bleibt ereignislos, abgesehen von Regen, der die schwüle Luft weiter auflädt, und Mücken, die weiterhin aufdringlich sind. Unser Zeltplatz auf einer Wiese überrascht mit Schneeflecken, die einen kuriosen Kontrast zur Hitze der letzten Tage bilden. Nach dem Abendessen setzt ein heftiger Regen ein, begleitet von Donner, während wir in unserem Zelt Schutz suchen.

CDT Tag 24 – Planänderung

35,5 km / 821 hm / 8,5 h

Der Tag beginnt mit Regen, der auf unser Zelt prasselt, was uns zu einem gemütlichen Morgen im Schlafsack verleitet. Die Wettervorhersage verspricht Sonnenschein, aber Montanas Mikroklimate machen solche Prognosen unzuverlässig. In letzter Zeit wachen wir häufig in Pfützen auf – trotz Bodenplane scheint Feuchtigkeit immer ihren Weg ins Zelt hineinzufinden. Vielleicht wird es Zeit, über ein neues Zelt nachzudenken.

Nach einer Diskussion über unsere Optionen entscheiden wir uns spontan, die Route nach Butte zu nehmen, da ein Paket mit Ryans Ersatz-Rucksack versehentlich dorthin geschickt wurde. So können wir den langweiligen Roadwalks nach Anaconda entgehen und stattdessen auf Trails nach Butte wandern. Wir planen dort zwei Zero-Days rund um den 4. Juli und hitchen danach rüber nach Anaconda, um unsere Pakete abzuholen und die Anaconda-Alternate von dort aus zu nehmen. So bekommen wir das Beste aus beiden Welten.

Der Weg führt uns durch nasse Wiesen, und unsere Schuhe sind schnell durchnässt. Wir begegnen schwarzen Kühen mit süßen Kälbern und treffen zwei NOBO-Wanderer, die Colorado aufgrund von Schneemassen übersprungen haben. Die Wetterbedingungen bleiben launisch: Regen, Sonne, Hagel und Gewitter wechseln sich ständig ab – typisch Montana.

Eine Mittagspause an der Anaconda-Alternate-Abzweigung bringt etwas Trail Magic, als Mike und Pam uns Äpfel und eine Mandarine schenken. Solche persönlichen Gesten wärmen unser Herz. Zwischen den Wetterschwankungen gönnen wir uns ein kurzes Nickerchen in der Sonne, bevor der Regen erneut einsetzt.

Der letzte Abschnitt des Tages erfordert Ausdauer, da umgestürzte Bäume die Suche nach einem Zeltplatz erschweren. Schließlich finden wir einen geschützten Platz ohne gefährliche tote Bäume in der Nähe. Ein spektakulärer Sonnenuntergang belohnt uns, bevor wir den Tag in unsere Schlafsäcke gekuschelt abschließen.

CDT Tag 25 – Ankunft in Butte

17,3 km / 205 hm / 4 h

Nach acht Tagen ohne Zero-Day erreichen wir erschöpft und hungrig endlich Butte. Auf dem Weg stoßen wir auf Trail Magic: eine Kühlbox mit kohlensäurehaltigen Getränken, die uns sofort aufmuntern. Der Tag verläuft ruhig, und nach einer Mitfahrgelegenheit mit David, der uns rät, Butte mit Bedacht zu kommentieren, kommen wir in der Stadt an. Der erste Stopp? McDonald’s – Big Macs schmecken nach Tagen auf dem Trail wie ein Festmahl.

Endlich holen wir Ryans Rucksack von der Post ab, den wir schon in Lincoln erwartet hatten. Die kostenlosen Busse in Butte sind zwar praktisch, aber ihre Fahrpläne chaotisch. Danach können wir ins Motel einchecken und nach einer erfrischenden Dusche und Wäsche brechen wir für unseren Resupply zu Walmart auf. Der überwältigende Kontrast vom ruhigen Trail zur unendlichen Auswahl eines Walmarts voller Menschen macht es schwer, den Einkauf effizient zu erledigen. Neben den üblichen Trail-Grundnahrungsmitteln wie Instantnudeln und Müsliriegeln ergänzen wir unsere Vorräte mit nahrhafteren, selbst dehydrierten Mahlzeiten, die Ryans Bruder an die Postämter entlang des Trails schickt. Am Abend gönnen wir uns ein Asia-Buffet, um so viele Kalorien wie möglich aufzufüllen – eine Notwendigkeit, da ein Thru-Hike ein konstantes Kaloriendefizit bedeutet.

Wir verbringen zwei Zero-Days in Butte. Dabei essen wir uns durch die gesamte Stadt, wobei sich insbesondere der Irish Pub hervortut, der köstlichen Rindereintopf und Bread Pudding serviert, die direkt auf unserer Liste der besten Mahlzeiten des CDT landen. Wir sehen das große Feuerwerk, das jährlich in Butte am Abend des 3. Julis stattfindet und am amerikanischen Unabhängigkeitstag erlebe ich meine erste Parade: eine farbenfrohe Mischung aus Schulbands, Feuerwehrteams, Politikern mit Trump-Bannern, Elsa auf einem glitzernden Wagen und Micky Maus in patriotischem Outfit. Süßigkeiten fliegen durch die Luft, und die Straßen sind gesäumt von Flaggen. Der Tag endet mit einem spektakulären Feuerwerk – ein unvergessliches Erlebnis, das uns die Stadt in einem besonderen Licht sehen lässt.

 

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Die Weltwanderin

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Annika

Ich bin verliebt in die Welt, ihre Berge und das Abenteuer. Seit jeher beschäftigt mich eine starke Sehnsucht nach einem intensiven Leben. Dabei bedeutet Wandern für mich pure Freiheit und Glück. Auf diesem Blog lest ihr alles über meine Abenteuer auf der ganzen Welt.

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