Suche
Close this search box.
Suche
Close this search box.
Tiefblick auf den Königssee

Jenner: Schneemärchen über dem Königssee

Der Jenner liegt eingebettet in eine atemberaubende Kulisse aus schneebedeckten Gipfeln und dem glitzernden Königssee des Nationalparks Berchtesgaden. Die massiven Felswände des Watzmanns befinden sich direkt gegenüber. Da der aussichtsreiche Gipfel auch mit einer Seilbahn zu erreichen ist, ist er alles andere als einsam. Die Wanderung selbst ist jedoch nicht allzu stark begangen.

Ich empfehle die Tour am frühen Morgen zu machen oder am Abend, um den Massen von der Seilbahn zu entgehen, alternativ unter der Woche. Definitiv nicht an sommerlichen Wochenenden. Die beste Zeit ist, wenn noch Schnee liegt, was nicht nur eine magische Szenerie schafft, sondern auch zu weniger Gipfelaspiranten führt.

Ich starte vom Parkplatz am Hochbrand und wandere auf breiter Forststraße durch den Wald Richtung Mittelstation der Jennerbahn. Dabei komme ich an einem großen rauschenden Wasserfall vorbei, auf den ich durch die Bäume keinen direkten Blick erhaschen kann. Meines Wissens gibt es keinen Aussichtspunkt für den Wasserfall, also muss der Wanderer sich damit begnügen. Der Anhang zum Wasserfall ist sehr steil und es empfiehlt, sich nicht zu versuchen hier hinunterzukraxeln.

Nach nur kurzer Zeit trete ich aus dem Wald heraus und befinde mich in freiem, aussichtsreichem Gelände. Der Blick reicht vom Watzmann über das Tal, in dem Berchtesgaden liegt bis zum dahinter aufragenden Berchtesgadener Hochthron. Das ist der Ausgangshöhe am Hinterbrandparkplatz von 1.130 m zu verdanken. Wer mehr Höhenmeter sammeln will, kann aber auch vom Königssee aufsteigen. Kurz vor Erreichen der Mittelstation zweigt ein steiler Pfad nach links die Almwiese hinauf ab, der eine lange Serpentine der Forststraße abkürzt.

Natürlich handelt es sich bei dieser Gegend auch um ein Skigebiet, daher lässt sich der ein oder andere Blick auf Schneekanonen und Masten nicht vermeiden. Als hässlich empfinde ich den Aufstieg jedoch nicht, die Aussicht macht das wett. Kurz vor der Mitterkaseralm erreiche ich die ersten Schneefelder, die aber einfach zu begehen sind. Der Vorteil einer beliebten Tour sind gut ausgetretene Spuren, die den Aufstieg erleichtern. Der blaue Himmel hebt sich strahlend von dem weißen glitzernden Schnee ab. Das Schneestapfen ist den meisten wohl zu anstrengend, ich begegne nur wenig anderen Wanderern bei meinem Aufstieg. So habe ich die Gelegenheit, die frische Bergluft und die Stille der verschneiten Landschaft zu genießen.

Ich erreiche einen Sattel und bekomme den ersten Ausblick in die dahinter verschneite liegende Bergwelt mit dem Schneibstein auf dem ich Skiaufstiegsspuren erkennen kann. Hinter mir ragt das Hohe Brett auf. Nur noch ein kurzer Anstieg trennt mich von der Bergstation.

Von der Bergstation der Jennerbahn zum Gipfel

Ab der Bergstation der Jennerbahn ist es dann vorbei mit der Ruhe. Das Panoramarestaurant lockt mit Speis und Trank und von hier sind es nur noch etwa 10 Minuten zum Gipfel des Jenners, auf dem sich die Besucher tummeln. Dabei stellen sich die Wanderer mehr oder weniger geschickt an, vor allem bei Schnee auf dem Weg. Sie bleiben immer wieder mitten auf dem Weg stehen. Daher kann es zu Staus kommen. Ich versuche, wo es geht zu überholen, um nicht hinterher schleichen zu müssen.

Außerdem findet die Regel, Bergaufwandernden Vorfahrt zu gewähren, leider keine Beachtung hier. Insgesamt scheint die Regel unter Gelegenheitswanderern nur wenig bekannt zu sein. Ich mache immer wieder die Erfahrung, dass mir absteigende Wanderer keinen Platz machen, sondern erwarten, dass ich zur Seite trete, was ich schlichtweg unmöglich finde.

Der Grund für diese Regelung ist, dass es für bergauf wandernde Wanderer schwieriger ist, ihren Schwung zu unterbrechen und wieder in Fahrt zu kommen, wenn sie auf einem steilen Pfad wandern. Manche Bergaufwandernde wissen eine Verschnaufpause vielleicht zu schätzen, ich will aber zügig bergauf wandern. Die einzigen Ausnahmen von dieser Regel mache ich bei Trailrunnern oder bei schmalen und ausgesetzten Abschnitten, wo es sich unter Umständen besser anbietet, den Bergabwandernden die Vorfahrt zu überlassen. In jedem Fall sind gegenseitige Rücksichtnahme auf Wanderungen von entscheidender Bedeutung.

Beim Abstieg vom Gipfel wird mir jedoch einiges klarer, denn als ich entgegen kommenden Bergaufwandernden Platz mache, winken sie mich vorbei und lassen mich wissen, dass Bergabwandernde immer Vorrecht hätten. Anscheinend glauben die Menschen das wirklich, wägen sich daher im Recht und halten mich wahrscheinlich noch für unhöflich, wenn ich mir manchmal mein Recht nehme.

Gipfel des Jenners (1.874 m)

Zuerst erreiche ich eine Aussichtsplattform mit Holzbänken, von der ich einen wunderschönen Tiefblick auf den Königssee und den dahinter aufragenden Watzmann habe. Hier beenden die meisten ihre kurze Wanderung von der Bergstation. Der kurze Weg zum Gipfel ist übervorsichtiger Weise mit Drahtseil versichert, was mich beim Anblick all der unerfahrenen Wanderer aber nicht wundert und was ich für eine sinnvolle Maßnahme halte.

Der Pfad führt über ein paar Stufen und Felsen zum Gipfel des Jenners mit seinem Gipfelkreuz. Menschen kommen und gehen, aber es lassen sich ein paar gemütliche Plätze abseits vom Fotomotiv am Gipfelkreuz finden. Ich beobachte die Alpendohlen, die um mich herum kreisen. Das Panorama reicht von der schneebedeckten Ostseite des Watzmannmassivs, dem Hochkalter bis zum benachbarten Hohen Brett und dem Schneibstein. Den Süden beherrschen die Gipfel des Steinernen Meers die Szenerie, heute eher ein Schneemeer. Zudem der Berchtesgadener Hochthron und unter mir der Grünstein, den ich gestern bestiegen habe.

Im Sommer könnt ihr auch noch das Hohe Brett besteigen (2.340 m), was weitere 540 Höhenmeter erfordert. Noch liegt einfach zu viel Schnee für diese Unternehmung.

Abstieg über den Königsweg

Für den Abstieg entscheide ich mich für die längere Variante über den Königsweg, um die Wanderung zu einer Rundtour zu machen. Ich ergreife immer gerne die Chance, etwas Neues auf meinem Rückweg zu sehen.

Ich gehe zurück zur Bergstation der Jennerbahn und kehre kurz auf Suppe und Cola ein. Dabei beobachte ich Almdohlen, die auf einen Leckerbissen warten.

Ich wähle den schmalen Steig, der direkt von der Bergstation in zahlreichen Kehren steil bergab führt. Bei Schnee ist der Steig mit etwas Umsicht zu gehen, es besteht allerdings nirgends Absturzgefahr. Je weiter nach unten ich komme, desto matschiger wird der Schnee, bis es sich eher um Pfützen als um Schnee handelt. Meine Füße machen Patsch-Patsch-Geräusche, während ich hindurch stapfe. Der Versuch trockene Füße zu behalten erweist sich als unmöglich, also nehme ich’s mit Humor.

Dann treffe ich auf einen malerischen Bach mit blühenden gelben Sumpfdotterblumen. Der Schnee weicht zurück und ich zweige auf eine steile, aber größtenteils schneefreie Forststraße ab, die sich durch den Bergwald hinab windet. Schließlich erreiche ich die Abzweigung zum Königsweg. Unter mir liegt die Königsbachalm.

Der Königsweg ist ein malerischer Wanderweg, der immer wieder schöne Aussichten auf Almgelände und Watzmann bietet und dabei den eben bestiegenen Jenner umrundet.

Ich überquere einen muntereren Bach auf einer Brücke, bevor ein letzter Gegenanstieg bevorsteht. Hier nehme ich in meinem rechten Augenwinkel etwas wahr, das wie ein Murmeltier aussieht. Ich schaue genauer hin und tatsächlich: Da steht ein Murmeltier, das neugierig sein Näschen in die Luft reckt und mich anschaut. Langsam nähere ich mich ihm an. Es versteckt sich in einer kleinen Felshöhle, aber ich warte geduldig, bis es wieder herauskommt. So verbringen wir einige Zeit damit, einander anzuschauen.

Der Rest des Weges zieht sich gemütlich am Jenner, an Kühen und Almen vorbei bis zur Mittelstation, wo ich wieder auf den bereits bekannten Weg treffe.


Fakten zur Wanderung auf den Jenner (1.874 m)

Gehzeit: 4 h (2 h Aufstieg, 2 h Abstieg über den Königsweg)
Distanz: 13 km
Gesamtanstieg: 820 hm
Ausgangspunkt: Parkplatz Hinterbrand (1.130 m)
Schwierigkeit: T2 – Bergwandern

 

Mehr Abenteuer gefällig? Der Grünstein ist eine weitere schöne Wanderung am Königssee:

Grünstein: Hoch über dem Königssee

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Vielleicht gefällt dir auch

  • Suche

    Die Weltwanderin

    Picture of Annika
    Annika

    Ich bin verliebt in die Welt, ihre Berge und das Abenteuer. Seit jeher beschäftigt mich eine starke Sehnsucht nach einem intensiven Leben. Dabei bedeuten Wandern und Reisen für mich pure Freiheit und Glück. Auf diesem Blog lest ihr alles über meine Abenteuer auf der ganzen Welt

    Weltkarte

    Beliebte Beiträge