Suche
Close this search box.
Suche
Close this search box.

Te Araroa: 5. Die wunderschönen Mavora Lakes – Te Anau bis Queenstown

Der Teil von Te Anau nach Queenstown führt uns über die Berglandschaft der Mavora Lakes. Nachdem es uns einen Tag ordentlich durchnässt ist die Etappe purer Genuss. Einfach zu gehen und zwischen Seen und Flüssen, die zum Baden einladen. Wunderschöne Hütten bieten perfekte Orte zum Entspannen. 

12. Tag: Eine lange Straße – Te Anau bis 3km vor Kiwi Burn Hut

23km / 4,5h / 337hm

Mit dem TrekNet Bus fahren wir zum Trail zurück. Die Mavora Lakes Road führt 37km zum North Mavora Lake, dem morgigen Ziel. Wir laufen zuerst auf dieser Schotterstraße entlang. Im Sommer ist der Campingplatz am North Mavora Lake recht beliebt und es kommen verhältnismäßig viele Autos und Motorräder an uns vorbei. Dadurch ist es sehr staubig. Manche sind nett und fahren langsam an uns vorbei, andere wiederum hinterlassen uns in einer dicken Staubwolke. Nach 10km könnte man die Straße verlassen und am Fluss weitergehen, was allerdings recht mühsam sein soll. Das Gras ist hoch und der Weg nicht immer eindeutig. Wir gehen also weiter an der Straße entlang, für weitere 10km. Nach vier Stunden ist das dann ganz schön langweilig. Schafs-, Kuh- und Rübenfelder wechseln sich ab und bis auf ein gelegentlich vorbei rauschendes Auto passiert eigentlich nichts.

Wir beschließen es also doch mal Richtung Fluss zu versuchen, denn Access Points für Fischer in regelmäßigen Abständen lassen es zu immer wieder zum Fluss zu gelangen. Am Fluss stellt sich recht schnell heraus, dass es keine so gute Idee war. Wir kommen nun deutlich langsamer voran. Zwischen dem hohen Gras müssen wir uns durch dornige Sträucher kämpfen, die uns komplett zerkratzen. Immerhin kann ich einige Wiesenchampignons auf dem Weg einsammeln um unser Abendessen anzureichern. Nach nicht allzu langer Zeit werfen wir das Handtuch und wählen einen guten Zeltplatz am Flussufer. Unsere Nudeln gibt’s heute mit frischen Pilzen und mit Knoblauch, was man ja schon direkt als Kochen bezeichnen könnte.  

13. Tag: Ein nasser Geburtstag – 3km vor Kiwi Burn Hut bis Mavora Lake Campsite

20,5km / 5h / 502hm

Heute ist mein Geburtstag, der Tag verläuft aber alles andere als optimal. Genau genommen wird es der bisher schlechteste Tag auf dem Trail. Die ganze Nacht hat uns der Sturm wachgehalten, der schlimmste Wind den ich je in diesem Zelt erlebt habe. Laut weht er uns das Zelt um die Ohren. Irgendwann in der Nacht sind zwei Heringe ausgerissen, weshalb das Zelt instabil wurde und uns mit jeder Sturmböe verprügelt hat. Am Abend war noch nichts davon zu spüren.

Auf Frühstück verzichten wir, da es zu windig ist. Wir packen schnell alles zusammen und marschieren los bis wir zu einem Fluss kommen, den wir eigentlich überqueren sollen, wozu aber keiner von uns Lust hat. Wir gehen also weiter über die Weide und legen Frühstückspause ein.

Schließlich müssen wir doch noch den Fluss überqueren und bekommen nasse Füße, was sich später aber ohnehin nur als Beginn eines nassen Tages herausstellen soll. Wir kommen bei einer Hängebrücke an über die wir den Fluss zwar trockenen Fußes überqueren können, es aber von hier an nur noch regnet. Am Anfang nieselt es nur und wir verschwinden schnell im Wald, wo es noch angenehm ist. Schnell stellt sich heraus, dass dieser Regen nicht vor hat aufzuhören und wir legen die Regenkleidung an. Nur die Regenhose lasse ich weg, was sich mal wieder als Fehler herausstellen soll. Offenbar kann man nie vorsichtig genug sein was die Regenhose angeht. Eines Tages lerne ich das vielleicht auch noch. Wer weiß wie viele Kilometer und Regengüsse es dafür noch braucht.

Durch den Wald geht’s weiter. Schöner Waldweg, weicher Boden, gerade, flach, alles easy. Aber bald wird es zum typischen neuseeländischen Waldweg, der uns im Auf und Ab über umgefallene Bäume und hinunter zu Flüssen kraxeln lässt. Das hält uns mal wieder ordentlich auf. Heute begegnen wir drei Wanderern, zwei davon wollen noch über 40km bis zur Lower Princhester Hut gehen. Puh, diese SOBOs machen uns fertig.

Angeschrieben sind 5h – 2,5h zur zweiten Hängebrücke und 2,5h zur dritten Hängebrücke vor dem nördlichen Mavora Lake, wo unser Ziel für heute liegt. Das zieht sich ganz schön im Regen. Wir stapfen so durch und machen keinerlei Pausen, da es einfach zu nass und eklig im Regen ist. Irgendwann sind wir komplett durchnässt und wir versuchen so schnell wie möglich zum Zeltplatz zu kommen.

Dann kommt endlich die ersehnte letzte Hängebrücke und nachdem wir diese überqueren landen wir auch schon auf dem Campingplatz am Anfang des Sees. Die ganze letzte Stunde habe ich nur noch daran gedacht mich an einen warmen trockenen Ort zu begeben, was in diesem Fall das Zelt und der Schlafsack ist. Wir bauen so schnell wie möglich das glücklicherweise trockene Zelt auf, sodass wir es wenigstens innen trocken haben. Wir schälen uns die nassen Sachen vom Leib und wickeln uns in trockene. Wir gönnen uns ein Nickerchen im warmen Schlafsack. Danach gibt’s Abendessen und erst am späteren Abend hört es dann endlich auf zu regnen.

14. Tag: Trail Magic – Mavora Lake Campsite bis Boundary Hut

16km / 3,5h / 635hm

Heute scheint die Sonne in das Zelt und wir verschieben spontan meinen Geburtstag auf heute. Wir breiten unsere nassen Sachen in der Sonne aus und bestaunen zum ersten Mal die Umgebung in der wir uns befinden. Es ist wirklich ziemlich schön. Hohe Berge erheben sich über dem türkis schimmernden See. Dass es hier Berge gibt konnten wir gestern nicht mal erahnen. Bis das Zelt trocken ist dauert es eine Weile und wir machen heute langsam bis wir erst gegen Mittag aufbrechen. Bengt zaubert einen kleinen Kuchen und eine Kerze zu meinem Geburtstag hervor.

Wir laufen am See entlang und folgen einem Allradweg, der sehr angenehm zu laufen ist. Einige große Pfützen und Flüsschen von gestern lassen sich umgehen oder über Steine überspringen. Wir genießen die Sonne und den Ausblick auf diese wunderschöne Berglandschaft. 

Nasse Füße lassen sich irgendwann trotzdem nicht vermeiden, was bei dem sonnigen Wetter aber nicht so schlimm. Wanderer kommen uns entgegen und sagen uns, dass es auf der Careys Hut Trail Magic zu erwarten gibt. Den ganzen restlichen Weg überlege ich mir was das Schönes sein könnte. Ich hoffe sehr auf Cola und will unbedingt dort ankommen. Und tatsächlich finden wir Prancer in der Hütte, der vor zwei Tagen den Te Araroa beendet hat. Er ist zurück gekommen und hat haufenweise Bier, Sprite, Cola und Raspberry Jam Buns hierher geschleppt. Was für ein Geburtstagsgeschenk! Während ich in Cola bade, schaufelt sich Bengt mit Essen voll.

Prancer sitzt schon seit gestern hier und es kam keiner vorbei, weshalb er sich sein Bier nur mit den Mäusen geteilt hat. Er hat 120 Tage für den Te Araroa gebraucht, was ziemlich flott ist. Auch den PCT in Amerika hat er bereits hinter sich. Für ihn steht aber auch der sportliche Aspekt des Trails und seine eigenen Grenzen zu testen im Vordergrund.

Nach und nach kommen weitere Wanderer in die Hütte, die Prancer kennen und es gibt ein großes Hallo. Einige von ihnen sehen ganz schön wild aus, wie man nach fast 3.000km halt so aussieht.

Nach einer Stunde raffen wir uns wieder auf um noch die restlichen 6km zur Boundary Hut zu gehen. Eine Wanderin kommt uns noch entgegen, der ich die frohe Botschaft der Trail Magic mitteilen darf. Nach einer Stunde kommen wir an der perfekt am Fluss gelegenen Boundary Hut an. Die Sonne scheint noch immer kräftig und wir hängen alle unsere Sachen auf der Veranda auf. Den Fluss nutzen wir für ein herrliches Bad. Wir sitzen noch lange in der Sonne auf der Veranda und genießen die Landschaft. Es ist der erste Tag an dem wir nach der Ankunft noch Zeit haben einfach nur dazusitzen und die Umgebung auf uns wirken zu lassen. Wir haben sogar noch die Energie einen kleinen Aussichtshügel neben der Hütte zu besteigen. Genau sowas habe ich mir vorgestellt wenn ich an das Wandern auf dem Te Araroa gedacht habe. Natürlich kann es nicht Tag so sein, aber wir haben immerhin 19 Tage auf einen solchen perfekten Tag warten müssen. An Tagen wie heute weiß man wieder warum das Ganze eigentlich macht.

Heute waren es nur 16km für uns, was sehr angenehm für Körper und Geist war. Bei gutem Wetter läuft es sich auch viel besser. Wir hätten durchaus noch weiter gehen können, wollten aber diese schöne Hütte nutzen, die wir ganz für uns haben.

15. Tag: Matsch – Boundary Hut bis Greenstone Hut

23km / 6h / 523hm

Als wir aufwachen sieht es schon wieder grau da draußen aus und ich denke nur „Bitte nicht schon wieder Regen!“. Tatsächlich handelt es sich aber nur um Hochnebel, der sich bald bildhübsch über die Bergspitzen verzieht. Als erstes geht es über eine Hängebrücke und durch Graslandschaft in angenehmen Auf und Ab. Immer mal wieder gilt es ein paar Pfützen und kleinere Bächlein zu überqueren, aber wir kommen gut voran.

Zwölf Kilometer sind es zur Taipo Hut und wir wollen dort entscheiden ob wir noch weitere zehn Kilometer zur Greenstone Hut weitergehen wollen. Es sind nicht so sehr die Kilometer, die uns Sorge machen, sondern viel mehr die Tatsache, dass für diese zehn Kilometer vier bis fünf Stunden angesetzt sind.

Kurz vor der Hütte gilt es nochmal zwei Flüsse zu überqueren. Der erste ist wie ein kleiner Canyon mit steil abfallenden Felsen und tiefem Wasser. Es ist schwer einfach durchzuwaten, denn es ist tief und schmal, weshalb die Strömung stark ist und wenn wir erstmal drin wären, kämen wir nicht so einfach wieder raus. Wir suchen also oberhalb und unterhalb dieser Stelle nach einer besseren Möglichkeit. Ich finde zwar eine gute Stelle, die befindet sich aber direkt oberhalb eines Wasserfalls. Falls ich hier irgendwie ausrutsche mache ich gleich einen Abgang. Bengt hat weiter oberhalb eine bessere Stelle gefunden und nachdem ich ihm meinen Rucksack rübergegeben habe, springe ich von einem Felsvorsprung zum anderen hinüber.

Der zweite Fluss ist ebenfalls recht tief und hat viel Strömung. Ich nutze die breiteste Stelle des Flusses um hinüber zu gelangen. Trotzdem muss ich vorsichtig im Drei-Punkt-System durch den Fluss waten während Bengt es irgendwo anders schafft sogar trockenen Fußes über den Fluss zu kommen. Kurz danach erreichen wir eine Hängebrücke, die uns trocken über den Fluss und zur Taipo Hut bringt. Hier machen wir Mittagspause. Wenn ich mich nicht bewege werde ich schnell wieder kalt und ich verkrieche mich im Schlafsack. Zwei Southbounder kommen zu uns in die Hütte und machen uns Mut, da sie unter drei Stunden von der Greenstone Hut hierher gebraucht haben. Wir glauben zwar nicht, dass wir ebenfalls so schnell sind, da diese SOBOs teilweise ganz schön flott unterwegs sind. Aber selbst in vier Stunden wäre es noch gut für uns.

Auf dem Weiterweg beschert uns matschiges sumpfiges Tussockgras wieder nasse Füße, ansonsten geht es sich aber gut. Zumindest bis wir die richtige Abzweigung verpassen und auf einem ungünstigeren Weg landen als geplant. Dieser Weg ist voller Steine und geht später mehr in einen Fluss als einen Weg über. Zwischendurch versuchen wir erfolglos durch dichte hohe latschenähnliche Sträucher auf den richtigen Weg zu gelangen, der sich nicht als Weg herausstellt. Nach einer Weile vereinigt sich unser Weg aber wieder mit dem richtigen. Wir haben wohl etwas länger gebraucht und nassere Füße als nötig bekommen, sind aber wieder auf Kurs. Die letzten zwei Kilometer geht es durch den Wald. Der Waldboden ist herrlich weich und ohne große Hindernisse – keine Flüsse, keine Matschpfützen – zu bewältigen.

Zwischendurch gibt uns der Wald den Blick frei auf das unter uns liegende Greenstone Valley. Nach drei Stunden erreichen wir eine freie Fläche und die riesige Greenstone Hut. Hier gibt es sogar echte Toiletten mit Spülung und Toilettenpapier, das heute morgen eingeflogen wurde. Hier sind viele Leute, da die Hütte Teil des beliebten Greenstone-Caples Track ist. Da wir früh angekommen sind haben wir viel Zeit für Essen, Nickerchen und Chillen.

16. Tag: Über den Greenstone-Caples Track – Greenstone Hut bis Carpark

12,6km / 3h / 299hm

Heute folgt der letzte Push nach Queenstown und somit in die Zivilisation. Der letzte Teil nach Queenstown führt uns über den gut ausgebauten Greenstone-Caples Track. Wir starten früh um mehr Zeit in Queenstown zu haben. Wir wandern abwechselnd durch Wald und über offenes Wiesengelände mit Ausblick. Es ist ein sonniger Tag. Die Brücken hier sind aus richtigem Holz, weshalb es gleich mehreren Personen gleichzeitig möglich ist hinüber zu gehen. Was für ein Luxus! Der wunderschöne grün-schimmernde Greenstone Fluss fließt bald zusammen mit dem Caples Fluss. Zuletzt steht uns noch ein steiler Anstieg vor dem Parkplatz an. Dort ist ziemlich tote Hose, aber ein Ägypter wartet auf Abholung und wir können für 72$ bis Glenorchy mitfahren.

Hier verputzen wir erstmal einige Dumplings in der Sonne bevor wir an auf die Straße nach Queenstown stellen um eine weitere Mitfahrgelegenheit zu erwischen. Heute dauert es nicht lange und zwei nehmen uns in ihrem Bus mit. Er ist hinten leer und wir setzen uns einfach auf unsere Rucksäcke auf die Ladefläche. Beide arbeiten auf dem Dart River und wollen den Bus für einen Roadtrip ausbauen. So kommen wir in Queenstown an und erhaschen noch die letzten freien Betten in dieser immer übervollen Stadt. Wir nutzen den Nachmittag dafür unsere Vorräte auszustocken, Ausrüstung zu ersetzen, Schokoladenkuchen zu essen und bei Cider im Park zu chillen.

Hier geht’s zum sechsten Teil – Queenstown bis Wanaka

Te Araroa: 7. Tiefblicke auf Lake Hawea – Wanaka bis Ohau

Eine Antwort

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Vielleicht gefällt dir auch

  • Suche

    Die Weltwanderin

    Picture of Annika
    Annika

    Ich bin verliebt in die Welt, ihre Berge und das Abenteuer. Seit jeher beschäftigt mich eine starke Sehnsucht nach einem intensiven Leben. Dabei bedeuten Wandern und Reisen für mich pure Freiheit und Glück. Auf diesem Blog lest ihr alles über meine Abenteuer auf der ganzen Welt

    Weltkarte

    Beliebte Beiträge