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Thru-Hiking mit Neurodiversität

Ein neuer Tag, ein neues Abenteuer – so fühlt es sich jedes Mal an, wenn ich mich auf den Weg einer langen Wanderung mache. Doch für mich als neurodivergente Person ist jede Wanderung mehr als nur ein einfacher Spaziergang in der Natur. Es ist eine Reise zu innerer Stärke, die mir hilft, meine Herausforderungen zu meistern. So ein Thru-Hike bringt aber natürlich auch Herausforderungen mit sich, die einem überwältigend vorkommen können.

Die Natur war schon immer ein Zufluchtsort für mich. Wenn die Welt um mich herum zu viel wird, finde ich Frieden in Wäldern, auf Berggipfeln und an Flussufern. Die schier endlose Vielfalt der Natur bietet mir einen Raum, in dem ich frei atmen und mich erholen kann. Wandern ist für mich nicht nur ein Hobby, es ist eine Ressource, aus der ich Kraft schöpfe. Draußen fühle ich mich zu Hause. Hier habe ich das Gefühl ich selbst sein zu können, denn die Natur schert sich nicht darum, wie ich aussehe und ob ich den Herausforderungen des alltäglichen Lebens gewachsen bin. Ich darf einfach sein.

Selbst eine Tageswanderung verschafft mir Erleichterung, eine Pause von der Hektik des Alltags. Raus aus der Zivilisation und rauf auf einen Berg, Sonne und Wind auf der Haut spüren, ein wenig schwitzen, neue Erinnerungen schaffen, am Ende des Tages müde Beine haben und dabei tiefe Zufriedenheit verspüren. Mit einfachen Dingen glücklich sein.

Die „reale Welt“ hat bestimmte Regeln, die oft unausgesprochen sind, aber magischer Weise jedem außer mir intuitiv geläufig zu sein scheinen, und die für mich oft keinen Sinn ergeben. Als wäre ich unvorbereitet in einem Theaterstück gelandet, in dem jeder seinen Text kennt, nur ich nicht. Die Welt fühlt für mich oftmals so an, als sei sie nicht für Neurodiversität gemacht. Ich halte mich in bestimmten Situationen an erlernte Skripte, sie erfordern aber Energie, die ich nicht immer habe. Die Natur fordert das alles nicht von mir und das gibt mir die Möglichkeit meine „Batterien“ wieder aufzuladen. Ich denke gerne daran, mich, als eine Art Alien zu sehen, das nur seinen Heimatplaneten finden muss. Und die Natur und die Thru-Hiking Szene ist eine Art Heimatplanet für mich. Wo ich mich dazugehörig und zu Hause fühle.

Für manch einen mag die Aufgabe zu groß erscheinen, sich so weit von Zuhause zu entfernen und sich allein allen Unwägbarkeiten und Widrigkeiten zu stellen, die das mit sich bringt. Ich muss sagen, dass ich mich auf Reisen oft wohler fühle als zu Hause. Da ich auf Reisen immer ein „Außenseiter“ sein werde, werden mir bestimmte Eigenarten eher verziehen und auf kulturelle Unterschiede geschoben. Wenn ich manchmal zu direkt bin, ist das eben meine „deutsche Art“. Ich habe weniger das Gefühl hineinpassen zu müssen, denn es wird nicht über ein gewisses Maß hinaus von mir erwartet. Es ist okay anders zu sein und beide Seiten sind offener für Unterschiede.

Und Reisen mit einem Thru-Hike zu verknüpfen ist wunderbar, denn die Natur bietet eine relativ reizarme Umgebung, die trotzdem neue Perspektiven einer Reise eröffnet. Ich kann dabei eine neue Welt und eine andere Kultur in einem langsamen Tempo entdecken, ohne mich ihr ausgeliefert zu fühlen. Zusätzlich bin ich von Leuten umgeben, die meine Leidenschaft, mein „Spezialinteresse“, teilen und verstehen. Ich muss mir nicht länger komisch vorkommen, wenn ich ständig über das Wandern und alles drumherum rede.

Und ich bin nicht allein. Viele neurodivergente Menschen finden Trost und Frieden in der natürlichen Umgebung. Natürlich gibt es auch besondere Herausforderungen, die sich während einer langen Wanderung eröffnen können, auf die man vorbereitet sein sollte. Ich werde in diesem Artikel bei Weitem nicht alles abdecken können, das für das Thema wichtig ist. Jeder kämpft mit individuellen Herausforderungen und es ist wichtig seinen eigenen Weg zu finden damit umzugehen.

Es ist jedoch wichtig, sich neben der Ausrüstung und der allgemeinen Planung eures Thru-Hikes auch mit diesen besonderen Herausforderungen zu beschäftigen, die Neurodiversität mit sich bringen mag.

„Wenn uns Tag und Nacht so erscheinen, dass wir sie mit Freude begrüßen, wenn das Leben einen Duft ausströmt wie Blumen und würzige Kräuter, wenn es spannkräftiger, sternenreicher und mehr unsterblich wird; dann ist dies unser Erfolg. Die ganze Natur beglückwünscht uns, und wir haben Grund, uns einen Augenblick lang selig zu preisen. Die reichsten Gewinne, die höchsten Werte, werden am seltensten geschätzt. Wir kommen nur zu leicht dahin, an ihrem Dasein zu zweifeln. Wir vergessen sie bald. Und doch sind sie höchste Wirklichkeit; Die wahre Ernte meines täglichen Lebens ist etwas so Unfassbares, Unbeschreibliches wie Himmelsfarben am Morgen und Abend. Ein wenig Sternenstaub, ein Stückchen Regenbogen, das ist alles.“
Henry David Thoreau, „Walden. Ein Leben in den Wäldern“

Heimat Natur
Die Natur ist meine Heimat – hier fühle ich mich wohl

Das Leben mit Neurodiversität

In unserer Gesellschaft ist das Bewusstsein für die Bedeutung der psychischen Gesundheit und der Vielfalt des menschlichen Geistes kontinuierlich gewachsen. Dies hat zur Anerkennung von „Neurodiversität“ geführt, einem Begriff, der sich auf die Vielfalt der neurologischen Unterschiede und Variationen im menschlichen Gehirn bezieht. Diese Unterschiede können eine breite Palette von Diagnosen umfassen, wie Autismus, ADHS und Hochbegabung, im weiteren Sinne aber auch Bipolare Störungen, Angststörungen und vieles mehr.

Jene Unterschiede wurden von der Gesellschaft und auch zu einem Großteil von uns Betroffenen selbst lange als „Abweichungen von der Norm“ betrachtet. Dass etwas mit uns nicht stimmen muss, denn wir scheinen nicht so funktionieren, wie es immer und immer wieder von uns verlangt wird. Neurodivergente Menschen werden oft mit Stigmatisierung, Invalidierung und Missverständnissen konfrontiert. Das kann zu langfristig negativen Auswirkungen auf unsere psychische Gesundheit führen. Bei all diesen Kategorisierungen handelt es sich um natürliche Formen der menschlichen Diversität, die derselben gesellschaftlichen Dynamik unterliegen wie andere Formen der Diversität, die ethnische Hintergründe, Geschlecht, sexuelle Orientierung, Alter, körperliche und geistige Fähigkeiten, Religionen und soziale Herkunft umschließen.

Noch immer denken viele Menschen bei Diagnosen wie Autismus oder ADHS an eine furchtbare, Lebens-einschränkende Erkrankung, die geheilt werden muss. Während es stimmt, dass manche Menschen lebenslange Unterstützung benötigen, handelt es sich wie bei all diesen Kategorisierungen um ein Spektrum. Es gibt Menschen, die weniger Unterstützung brauchen und in der Lage sind, ein selbstständiges Leben zu führen, und solche, die mehr davon benötigen. Unterstützung benötigen jedoch die meisten von uns. Nur die Betroffenen wissen, welche Art von Unterstützung und wie viel sie davon benötigen, um ihnen das Leben zu erleichtern. Das macht die Diagnose und die damit einhergehenden täglichen Herausforderungen nicht weniger bedeutsam.

Je mehr Aufmerksamkeit dem Thema geschenkt wird, gewinnt die Idee an Boden, dass neurodivergente Eigenschaften genauso wertvoll und wichtig sind wie jede andere Art von Vielfalt. Nichts ist falsch an uns, wir sind nur anders. Unsere Gehirne funktionieren schlichtweg anders und das ist nichts, was sich ändern lässt. Die damit einhergehenden Symptome lassen sich jedoch managen, mithilfe von Bewältigungsstrategien und Unterstützung.

Wir haben Schwierigkeiten uns an eine Welt anzupassen, die nicht für uns ausgelegt ist. Das bedeutet nicht, dass etwas mit uns nicht stimmt. Es bedeutet viel mehr, dass mit der Welt etwas nicht stimmt. Je mehr wir versuchen uns an eine Welt anzupassen, die nicht für uns gemacht ist, desto mehr treten Begleiterscheinungen wie Depressionen, Angststörungen, Essstörungen und Suchterkrankungen auf. Über diese Komorbiditäten werden viele von uns erst auffällig und kommen dann zu ihrer eigentlichen Diagnose. Denn dieser bunte Strauß an daraus folgenden psychischen Erkrankungen ist etwas passiert, wenn wir unsere Bedürfnisse regelmäßig unterdrücken, um zu „funktionieren“.

Solange bis wir merken, dass wir nicht mehr können und in eine Art Burn-out von dem permanenten Versuch sich anzupassen geraten. Es ist wie der Versuch bei einem Steckspielzeug ein Quadrat in ein rundes Loch quetschen zu wollen. Es wird einfach nicht funktionieren, egal, wie sehr wir uns auch bemühen. Besser ist es, unser wahres Ich anzunehmen und zu tun, was nötig ist, um uns das Leben zu erleichtern. Rücksichtnahme ist keine Einbahnstraße.

Thru-Hiking mit Neurodiversität

So ein Thru-Hike erscheint erst mal als eine gewaltige Unternehmung. Die Ungewissheit über den Umgang mit unerwarteten Herausforderungen kann einem Angst machen. Auch neurotypischen Menschen macht das Angst. Es wird oft sehr viel Wert auf die körperliche Vorbereitung eines Thru-Hikes gelegt, aber ich glaube fest daran, dass der psychische Aspekt noch viel wichtiger ist. Es erfordert psychische Stärke und Widerstandskraft, mit Unvorhergesehenem und Unangenehmem umzugehen. „Embrace the suck“ – Mach das Beste aus dem Schlechten, wie es unter Thru-Hikern so schön heißt.

Ein Thru-Hike bedeutet nicht nur Sonnentage mit wunderschönen Aussichten und unvergesslichen Naturerlebnissen. Es gibt auch richtig miese Tage, an denen man am liebsten alles hinwerfen möchte. An denen einem alles wehtut, an denen man nass und einem kalt ist, der Abschnitt überhaupt nicht schön ist. Tage, an denen man hinterfragt, was man hier eigentlich macht. Es ist wichtig, auch darauf vorbereitet zu sein und eine gewisse Leidensfähigkeit zu entwickeln. Dabei handelt sich um Type 2 Fun: In dem Moment geht es euch miserabel, aber im Rückblick hattet ihr die Zeit eures Lebens. Der unangenehme Moment wird zu einer großartigen Anekdote und ihr könnt kaum erwarten, das alles noch mal zu erleben. Es ist die Art Spaß, die euch lebendig fühlen lässt.

Bitte beachtet bei all dem, dass jegliche neurologische oder psychische Störung ein Spektrum ist. Zwei Menschen mit gleicher Diagnose können vollkommen unterschiedlich sein, andere Symptome und Herausforderungen haben. Hier fokussiere ich mich nicht einmal auf eine spezifische Diagnose, sondern ganz allgemein auf Neurodiversität. Das bringt natürlich noch viel mehr Unterschiede hervor. Ich erzähle hier aus meiner Perspektive. Ihr werdet euch nicht mit allem davon identifizieren können. Es gibt sicher auch neurotypische Menschen, die dies lesen mögen und sich in dem ein oder anderen Punkt wiederfinden können. Selbstfürsorge und mentale Gesundheit sind ein wichtiges Thema für uns alle.

Dies bedeutet nicht, dass dies der einzig richtige Umgang ist oder dieser Artikel sich ein Recht auf Vollständigkeit herausnimmt. Jeder ist anders und was für den einen funktioniert, mag für den anderen überhaupt nicht funktionieren. Nehmt mit, womit ihr etwas anfangen könnt und lasst den Rest aus. Wenn ihr weitere Perspektiven, Aspekte und hilfreiche Strategien hinzufügen wollt, seid ihr herzlich dazu eingeladen zu kommentieren oder mich zu kontaktieren. Ich würde mich freuen.

Warum ein Thru-Hike hilfreich sein kann

  1. Thru-Hiking stärkt das Selbstvertrauen
    Indem ihr Situationen meistert, in die ihr daheim nicht so häufig kommt, erlangt ihr Kontrolle zurück, die sich auch auf andere Lebensbereiche auswirken kann. Menschen können sich dadurch weniger hilflos fühlen – Hilflosigkeit ist ein omnipräsentes Gefühl bei neurodivergenten Menschen. Ihr könnt mit Stolz auf eine wahnsinnige Leistung zurückblicken, egal ob ihr euren Thru-Hike vollständig gegangen seid oder nicht. Es kann euch dazu verhelfen, auch zukünftig mit mehr Selbstvertrauen an Herausforderungen ranzugehen. Denn ihr habt schon ganz andere Situationen gemeistert. Wer einmal einen Schneesturm auf einem Pass bewältigt hat, der verfügt über ein ganz neues Selbstvertrauen.
  2. Thru-Hiking schafft Glücksmomente
    Neue Eindrücke, raus aus dem Alltag, Sport: Die veränderte Umgebung, die Thru-Hiker erleben, bietet Möglichkeiten, viele schöne Dinge zu sehen. Momente intensiv zu erleben, ohne dass sie vom Alltag überlagert werden. Die tägliche intensive körperliche Betätigung in der Natur sorgt für eine große Ausschüttung von Endorphinen, Dopamin und Serotonin. Also Glückshormonen, die das Wohlbefinden steigern und Symptome von Depressionen und Angst lindern können (z. B. Schlaf- und Essstörungen). Der Effekt von regelmäßiger sportlicher Aktivität wirkt besser als manche Medizin.[1]
  3. Soziale Kontakte können gesteuert werden
    Wer die Einsamkeit sucht, kann sie beim Thru-Hiking erleben. Wer unter Menschen sein will, kann schnell Anschluss finden. Hier gibt es ein großes gemeinsames Thema, über das man reden kann. Intensive Freundschaften können durch den permanenten Kontakt schneller entstehen. Ihr seid umgeben von Menschen, die eure Leidenschaft teilen und fühlt euch nicht länger komisch, dass ihr viel darüber reden wollt.
  4. Wandern führt zu Entspannung
    Wandern senkt das Stresslevel, es lässt euch einfach mal durchatmen. Thru-Hiker können von Kämpfen, die im Alltag geführt werden (müssen), Abstand gewinnen und negative Gedanken durch neuen Input unterbinden. Die Natur bietet eine ruhige und relativ reizarme Umgebung, die zur Entspannung beiträgt.[2]
  5. Thru-Hiking führt zu mehr Selbstakzeptanz
    In der Natur könnt ihr ganz ihr selbst sein, ihr ist es egal, wer ihr seid. Wie ihr ausseht, ob ihr Löcher in eurer Kleidung habt oder ob ihr den Herausforderungen des alltäglichen Lebens gewachsen seid. Es gibt keine Erwartungen, nur die an euch selbst. Ihr müsst euch nur um Nahrung und Schlafplatz kümmern. Ihr dürft einfach sein. Dieses Gefühl kann sehr heilsam sein.
  6. Thru-Hiking gibt Zeit zur Selbstreflexion
    Beim Wandern über weite Strecken verbringt ihr viel Zeit mit euch selbst. Dies ermöglicht es euch, über euer Leben nachzudenken, eure Gedanken zu ordnen und euch selbst besser kennenzulernen. Vielleicht könnt ihr so manche Muster und Probleme und deren Ursachen identifizieren, um nach der Wanderung daran arbeiten zu können.
  7. Besinnung auf das wirklich Wichtige
    Ihr werdet auf einem Thru-Hike schnell feststellen, wie wenig es braucht, um euch glücklich und zufrieden zu machen. Sonne, sich bewegen, etwas zu essen, ein trockenes Plätzchen zum Schlafen, menschliche Verbindungen. Ein unerwartetes Snickers oder eine Dose Cola kann zu etwas ganz Besonderem werden. Ihr werdet eine Dusche so sehr schätzen wie noch nie zuvor, nachdem ihr nach einer Woche dreckig und stinkend aus der Wildnis auftaucht. Frisches Essen in der Stadt verspricht ganz neuen Genuss. Administrative Aufgaben lassen sich auf ein Minimum beschränken. Geld, Status, Erfolg, alltägliche Sorgen – all das rückt in den Hintergrund auf einem Thru-Hike. Es gilt nur, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Es kann sein, dass dabei euer ganzes Wertesystem auf den Kopf gestellt wird. Sich über die kleinen Dinge im Leben freuen zu können wie ein Schneekönig, wird euch auch im Alltag behilflich sein, mit Herausforderungen fertig zu werden und eine gewisse Dankbarkeit zu verspüren.
  8. Der Glaube an die Menschheit kehrt zurück
    Die Trail-Community ist aufgeschlossener und freundlicher als viele Menschen, denen man tagtäglich begegnet. Dazu zählen Trail Angels, die dafür sorgen, dass wir mitten im Nirgendwo eine richtige Mahlzeit in den Magen bekommen. Menschen, die uns mit ihren Autos vom Straßenrand aufklauben, um uns in die nächste Stadt zu fahren und jene, die uns in ihr Zuhause einladen. Diese Begegnungen kann euer Vertrauen in die Menschheit stärken, da ihr bedingungslose Freundlichkeit, Unterstützung und Hilfsbereitschaft erleben werdet. Zudem bilden Thru-Hiker oft eine eng verbundene Gemeinschaft, die einander unterstützt und ermutigt. Diese Solidarität kann dazu beitragen, das Vertrauen in die zwischenmenschlichen Beziehungen wiederherzustellen.

 

Medikamente und therapeutische Unterstützung

Vorbereitung

Falls ihr einen Therapeuten habt, ist es gut euch zusammen mit ihr/ihm auf euer Abenteuer vorzubereiten. Falls ihr auf Medikamente angewiesen sein solltet, plant dies rechtzeitig vor eurem Thru-Hike mit eurem/eurer Psychiater/in. Ihr werdet eine erhebliche Menge über den Verlauf von mehreren Monaten benötigen. Und auch an Notfallmedikamente im Krisenfall sollte gedacht werden.

Es ist auch gut einen Brief über eure Diagnose(n) und mit eurem Medikamentenplan von eurem/eurer Psychiater/in dabei zu haben um:

  • a) Probleme am Zoll bei der Einreise zu vermeiden. Hunderte von rezeptpflichtigen Psychopharmaka dabei zu haben, kann schon erklärungsbedürftig werden. Ich wurde bei keiner meiner Fernreisen je danach gefragt, aber man weiß nie. Rechtlich gesehen, darf das infrage gestellt werden.
  • b) Eine Übersicht zu haben, falls eine lokale Behandlung erforderlich sein sollte. Dazu gehören auch Behandlungen körperlicher Probleme. Auch hier wird man nach den Medikamenten gefragt, die man einnimmt, um eventuelle Wechselwirkungen ausschließen zu können.

Verfügbarkeit von Medikamenten gewährleisten

Ihr solltet euch darüber Gedanken machen, wie ihr die Verfügbarkeit der Medikamente gewährleistet. Vor allem wenn ihr fernab von zu Hause wandert und nicht mal eben für Nachschub sorgen könnt. Falls ihr Kontakte vor Ort haben solltet, ist es vielleicht möglich, euch regelmäßig Medikamente nachschicken zu lassen. In dem Fall solltet ihr darauf achten, mehr dabei zu haben, falls etwas in der Post verloren gehen sollte. Und packt alle Medikamente bei einem Flug unbedingt in euer Handgepäck für den hoffentlich nicht eintretenden Fall, dass euer aufgegebenes Gepäck sich verirrt.

Ich nehme alle meine Medikamente, die ich über den Verlauf des gesamten Thru-Hikes benötige, mit. Denn es ist mir zu stressig, darauf zu vertrauen, dass meine Medikamente nicht in der Post verloren gehen. Bei Thru-Hikes, wo jedes Gramm im Rucksack zählt, ist das natürlich etwas, was man sich gründlich überlegen sollte. Aber ich habe für mich entschieden, dass es okay ist 300 Gramm mehr zu schleppen, um die Verfügbarkeit meiner Medikamente garantieren zu können. Ich möchte mir den Stress gar nicht ausdenken, den es mir verursachen würde, wenn ich plötzlich ohne Medikamente dastünde. Es geht immerhin nicht nur darum, die Medikamente nicht mehr zu haben, sondern zusätzlich noch mit eventuellen Absetzerscheinungen umgehen zu müssen. Das kann sehr gefährlich werden.

Weitere Optionen in Erwägung ziehen

Falls alle Stricke reißen, solltet ihr aber dennoch ein bisschen Zeit in die Recherche stecken, wo ihr im Notfall an ein neues Rezept kommen könnt – vor allem in fremden Ländern. Da die meisten Langzeitauslandskrankenversicherungen bereits vor der Reise bestehende Erkrankungen nicht abdecken, können die damit verbundenen Kosten zu einem Problem werden. In den USA gibt es sogenannte „Federal Health Centers„, die auch über Ärzte für Mental Health verfügen, und die euch Rezepte verordnen können. Diese haben Möglichkeiten für eine Finanzierung, die nur einen geringen Eigenbeitrag erfordern, wenn ihr über kein oder nur ein geringes Einkommen verfügt (was wahrscheinlich ist, denn ihr befindet euch mehrere Monate auf einer Wanderung).

Außerdem gibt es Onlinedienste, wie Betterhelp bei denen es möglich ist, flexibel und remote mit einem Therapeuten zu sprechen. Vielleicht bietet euch euer/eure Psychiater/in und Therapeut/in im Heimatland Remote-Sprechstunden an. Informiert euch rechtzeitig über die Möglichkeiten, die ihr habt.

Krisenplan

Erstellt euch auch unbedingt einen Notfallplan, falls es zu einer Krise kommen sollte. Ihr habt möglicherweise bereits einen für euren Alltag, den ihr entsprechend anpassen könnt. Der Krisenplan sollte Folgendes enthalten:
– Skills bzw. Bewältigungsstrategien, die euch helfen euch zu regulieren. Sammelt Dinge, die euch in der Vergangenheit bereits geholfen haben, euch zu beruhigen. Für Akutes empfehle ich insbesondere TIPP Skills
– Kontaktpersonen und deren Telefonnummern, eures Psychiaters, Therapeuten und jedem, der euch unterstützen kann (Freunde, Familie, Selbsthilfegruppen)
– Nummern von Krisendiensten in Heimat- und Zielland
– Notfallmedikationspläne
– Recherche um Möglichkeiten auch im Zielland an eine Behandlung zu kommen und Möglichkeiten von virtuellen Selbsthilfegruppen
– Möglichkeiten nach Hause zurückzukehren auskundschaften, z. B. die Verfügbarkeit von internationalen Flughäfen recherchieren und Geld für eine unerwartete Rückreise zur Verfügung zu haben
– Eine Karte in eurer Geldbörse mitführen, die über eure Diagnose(n) aufklärt, damit Ersthelfer informiert sind, falls ihr aus psychischen oder körperlichen Gründen nicht ansprechbar sein solltet

Auf innere Bedürfnisse achten – Hike your own Hike

Was wir brauchen, ist Verständnis und eine unterstützende Umgebung. Nicht immer können wir das von anderen Menschen erwarten, wir können das aber von uns selbst erwarten. Unsere Eigenschaften, Bedürfnisse und Herausforderungen zu akzeptieren und damit umzugehen ist der wichtigste Teil. Sie werden nicht verschwinden, indem wir sie ignorieren und uns einreden (lassen), dass wir sie nicht haben sollten. Es ist wichtig, sich nicht mit anderen zu vergleichen und sich Druck zu machen in Form von „Andere schaffen das doch spielend, also muss ich das auch schaffen!“ Jeder ist anders und jeder hat ein Recht, auf seinen Energiehaushalt und seine individuellen Bedürfnisse zu achten und Grenzen zu setzen. Deshalb ist Selbstfürsorge das Wichtigste, um eventuelle Meltdowns oder gar Shutdowns zu vermeiden. Behandelt euch selbst wie jemanden, für den ihr verantwortlich seid, wie z. B. ein Kind.

Den Energiehaushalt beachten

Um unseren Energiehaushalt besser zu visualisieren, hole ich gerne die Löffeltheorie heraus. Die Löffeltheorie ist eine metaphorische Darstellung um Menschen zu helfen, ihre Energieressourcen besser zu verstehen und zu verwalten. Die Grundidee der Löffeltheorie ist, dass jeder Mensch eine begrenzte Anzahl von „Löffeln“ zur Verfügung hat, die seine Energiemenge für den Tag repräsentieren. Für gesunde Menschen mag es selbstverständlich sein, genügend Löffel für alle täglichen Aufgaben und Aktivitäten zu haben. Menschen mit neurodivergenten Gehirnen und psychischen Störungen haben jedoch oft weniger Löffel zur Verfügung. Jede Aktivität oder Aufgabe, sei es körperlich oder emotional, erfordert den Einsatz von Löffeln. Wenn die Löffel für den Tag aufgebraucht sind, sind die Energieressourcen erschöpft, und wir können nicht mehr handeln.

Die Löffeltheorie kann helfen, unsere Aktivitäten und Aufgaben besser zu planen und Prioritäten zu setzen. Dieses Modell kann auch dazu beitragen, anderen zu erklären, wie eingeschränkt unsere Energieressourcen sind, da es schwierig sein kann, chronische Erschöpfung für Außenstehende sichtbar zu machen. Sie kann dazu beitragen, Burn-out zu vermeiden und die Lebensqualität zu erhöhen. Es ist wichtig zu beachten, dass die Anzahl der verfügbaren „Löffel“ von Tag zu Tag variieren kann, je nach den individuellen Umständen und Gesundheitszustand. Ein wichtiger Aspekt ist auch die Selbstfürsorge, um die Löffel-Reserven zu schonen und regelmäßige Pausen einzuplanen.

Selbstfürsorge

Gebt euch ein Recht auf eure Gefühle. Gefühle sind immer valide. Beurteilt sie nicht als gut oder schlecht, sondern lasst sie einfach existieren. Gefühle zeigen euch, dass etwas nicht stimmt und diese wichtige Information solltet ihr nicht ignorieren. Sie können euch helfen, auf euch selbst aufzupassen und Entscheidungen zu treffen, um euch zu schützen. Betrachtet sie mit Neugier und überlegt, welches Bedürfnis hinter dem Gefühl stecken könnte.

Gefühle spiegeln eure Gedanken, Erfahrungen und Wahrnehmungen wider. Deshalb können zwei Menschen die gleiche Erfahrung machen, sich aber unterschiedlich dabei fühlen. Und man muss mit den Gefühlen eines anderen nicht übereinstimmen, um sie zu akzeptieren und um sie zu validieren. Der Schlüssel ist nicht, sich in Gedanken darüber zu verstricken, wer Recht oder Unrecht hat. Es gilt eine Grenze zu setzen, die besagt, wie ihr behandelt werden möchtet und die Situation zu verlassen, wenn eure Bedürfnisse und Gefühle nicht respektiert werden.

Achtet auf die Bedürfnisse eures Körpers und eures Geistes. Wenn ihr das Gefühl habt, einen oder mehrere Zero-Days zu brauchen und einen Tag einfach nur im Bett zu liegen, dann macht das. Wenn ihr das Gefühl habt, ein Stück überspringen zu wollen, dann macht das. Wenn ihr das Gefühl habt, euch überfordert eine Situation, dann äußert das euren Mitwanderern gegenüber. Wenn euch etwas zu viel wird, dann entfernt euch aus der Situation und zieht euch ein wenig zurück. Das kontinuierliche Ignorieren von euren Bedürfnissen oder gar Invalidierung eurer Bedürfnisse können zu einem Meltdown führen.

Es gibt keine richtige oder falsche Art eines Thru-Hikes, auch wenn einige Thru-Hiker versuchen, euch das einzureden. Dafür gibt es einen Spruch: „Hike your own Hike“. Es ist euer Weg und ihr allein dürft entscheiden, wie der aussehen soll. Es ist auch völlig in Ordnung, wenn eure Vorstellung von diesem Weg sich ändern sollte. Sich auf eine tausende Kilometer lange Wanderung zu begeben ist mehr, als die meisten Menschen in ihrem Leben tun. Kein Grund, sich deshalb geringer zu schätzen.

Potenzielle Trigger beachten

Bei Triggern handelt es sich um Dinge, die euer Nervensystem stören und Stress verursachen. Sie sind sehr individuell und es ist hilfreich, sich seiner eigenen Trigger bewusst zu sein. Denn wenn Stress sich ansammelt, ohne bewältigt zu werden, kann er zu einem Zusammenbruch führen. Beispiele für Trigger können sein:

    • Schlafmangel
    • Unzureichende Ernährung
    • Reizüberflutung: Kratzige Kleidung, laute Geräusche, zu viele Menschen reden auf einmal, überfüllte Orte, unruhige Umgebung, zu viel passiert auf einmal
    • Zu viele Ereignisse an einem Tag
    • Fehlende Struktur und Routinen
    • Nicht genug Zeit allein / zu viel Zeit allein
    • Sich missverstanden fühlen / nicht kommunizieren können
    • Unangenehme soziale Situationen und Konflikte
    • Invalidierung und emotionale Entwertung
    • Neue Umgebungen
    • Spontane Änderungen von Plänen
    • Überforderungsgefühle
    • Alkohol / Drogen

 

Das Stressmodell nach Lazarus
Das Stressmodell nach Lazarus

Anzeichen für einen Meltdown

Je mehr ihr lernt, eure persönlichen Trigger zu identifizieren und zu verstehen, desto leichter fällt es euch anzuerkennen, wenn ihr euch tatsächlich in oder kurz vor einem Meltdown befindet. Meltdown nenne ich kürzere psychische Zusammenbrüche, in denen es temporär nicht oder nur sehr schwer möglich ist zu „funktionieren“. Dabei handelt es sich meist nur um ein paar Stunden, wenn es mir möglich ist, mich selbst zu regulieren. Es ist wichtig, die Anzeichen zu erkennen, die signalisieren, dass ihr im Meltdown-Modus seid und Zeit zur Erholung benötigt.

  • Besonders empfindlich gegenüber Berührungen, Licht, Geräuschen, Texturen, Geschmack und Gerüchen zu sein
  • Weniger Kommunikation und Blickkontakt
  • Zunehmende Reizbarkeit
  • Stimmungsschwankungen oder Wutanfälle
  • Desinteresse an Dingen, die euch normalerweise gefallen
  • Zunehmende Ängstlichkeit und / oder Depression
  • Schwierigkeiten, eure Gefühle zu identifizieren
  • Unsicherheit darüber, wie ihr euch selbst helfen könnt
  • Schwierigkeiten vermeintlich einfache Aufgaben zu bewältigen
  • Körperliche Symptome wie Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Halsschmerzen

Sobald euch bewusst wird, dass ihr euch kurz vor oder bereits in einem Meltdown befindet, ist es an der Zeit, euch auf sensorische Regulation und Erholung zu konzentrieren. Wenn ihr euch nicht die notwendige Zeit zur Erholung gebt, werdet ihr vielleicht in eine Phase des Shutdowns geraten. Diese ist intensiver und länger anhaltend und erfordert mehr Erholungszeit.

Sensorische Regulierung

Das Ziel der sensorischen Regulierung ist es, euren Körpern dabei zu helfen, wieder in einen Zustand zu geraten, in dem ihr nicht mehr in einem Kampf- oder Fluchtmodus seid. Also, euch wieder handlungsfähig zu machen. Einige dieser Aktivitäten stehen möglicherweise nicht zur Verfügung, abhängig von der Schwere eures Zusammenbruchs. Beginnt mit dem, was sich am einfachsten anfühlt, und denkt daran, dass oft weniger mehr ist.

  • Stimming
    Jegliche Aktivität, die es ermöglicht, körperliche Energie aus eurem Körper abzuleiten. Ihr wisst vermutlich am besten, was das für euch ist. Möglichkeiten dafür sind Fidget-Toys, Tanzen, Handflattern, Singen, Spielen mit den Trekkingstöcken oder etwas an eurem Rucksack. Egal, was es ist, so ein langer Wandertag bietet euch viel Zeit, euren Stims nachzugehen. Meine Lieblings-Fidget-Toys sind übrigens Fingerakkupressurringe. Sie bieten zusätzlich zu der Möglichkeit meine Hände zu beschäftigen auch einen starken sensorischen Reiz, der mich ins Hier und Jetzt zurückbringt. Sie sind klein, superleicht und recht unauffällig.
  • Atmen
    Bewusstes, langsames Atmen. Konzentriert euch nur auf eure Atmung. Atmet für 4 Sekunden ein, haltet den Atem für 4 Sekunden, atmet für 4 Sekunden aus, 4 Sekunden Pause. Wiederholt das so lange wie nötig.
  • Stimulierung des Vagusnervs
    Hierfür gibt es viele mögliche Übungen. Ein Beispiel ist es gegen den geschlossenen Atemweg zu blasen, indem ihr eure Nase zuhaltet, eure Lippen zusammenpresst und eure Wangen aufblast. Dies aktiviert den Vagusnerv, der eine Schlüsselrolle bei der Regulation des Nervensystems spielt.
  • Körperliche Aktivität
    Das ist genau warum Wandern sehr förderlich sein kann, denn ihr bewegt euren Körper den ganzen Tag. Solltet ihr aber bei Zero-Days in der Stadt oder in anderen Situationen wie im Camp die Notwendigkeit dieser Regulierung verspüren, kann es helfen ein paar Hampelmänner oder Yoga zu machen, zu tanzen oder euren Körper kräftig auszuschütteln.
  • Bewusste Aktivierung der Sinne
    Bringt euch ins Hier und Jetzt zurück, um euch von negativen Gedanken und Angst abzulenken. Lenkt eure Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Moment, indem ihr eure Sinne aktiviert. Schaut euch um, was seht ihr, was hört ihr, was spürt ihr, was riecht ihr? Es kann hilfreich sein, das alles laut aufzuzählen. Oder starke Reize zu schaffen, indem ihr zum Beispiel etwas sehr intensiv Schmeckendes esst, an etwas intensiv Riechendem riecht, Wohlfühl-Musik hört oder euch kaltes Bachwasser ins Gesicht spritzt.
  • Ablenkung
    Beschäftigt euch bewusst mit etwas anderem, das euch so sehr vereinnahmt, dass ihr gar nicht die Chance habt, über Belastendes nachzudenken. Dabei geht es nicht darum, es zu ignorieren. Es geht darum, sich nicht von dem Gefühl vereinnahmen zu lassen und in eine Abwärtsspirale zu geraten.
  • Mantra
    Mir hilft es, mich auf bestimmte Mantras zu konzentrieren oder mir positive Sätze vorzusagen, die dazu dienen, das Selbstvertrauen zu stärken. Es hilft nichts, sich selbst zu verurteilen und schlecht mit sich selbst zu reden. Es ist wichtig, das aktuelle Gefühl anzuerkennen und sich trotzdem daran zu erinnern, dass dieses Gefühl nur temporär ist. Beispiele dafür können sein: „Ich fühle mich gerade überfordert, aber ich werde das durchstehen!“, „Ich glaube an mich selbst und meine Fähigkeiten!“, „Ich bin nicht mein Gefühl!“, „Auch das geht vorbei“ oder mein Favorit: „Fortschritt, nicht Perfektion!“
  • Progressive Muskelentspannung, Achtsamkeitsübungen oder Meditation
    Hier gibt es viele verschiedene Übungen, die die Entspannung fördern. Bei der Progressiven Muskelentspannung geht es darum, einzelne Muskelgruppen nacheinander anzuspannen und dann bewusst zu entspannen. Das reduziert die körperliche Anspannung. Meditation und Achtsamkeitsübungen sind eine geistige Praxis, bei der ihr euch auf etwas Bestimmtes konzentriert, um Entspannung zu erreichen. Eine Möglichkeit ist, eure Handflächen fest aneinander zu pressen und euch ganz auf dieses Gefühl eurer sich berührenden Handflächen zu konzentrieren und alle anderen dabei aufkommenden Gedanken vorbeiziehen zu lassen. Persönlich kann ich Meditation und Achtsamkeitsübungen nicht so viel abgewinnen, wenn ich extrem angespannt bin. Für mich ist das eher etwas Präventives, das ich anwenden kann, wenn es mir noch gut geht. Ansonsten stürzen die düsteren Gedanken erst recht über mich hinein. Aber auch hier gilt, seinen eigenen Weg von hilfreichen Strategien zu finden.
  • Totale Erholung
    Solltet ihr keine Energie übrig haben, begebt euch in eine bequeme Position und macht einfach nichts. Nehmt euch einen Tag Auszeit und blockt die Welt aus. Liegt einfach nur in eurem Hotelzimmer oder eurem Zelt und tut nur das, was ihr könnt. Eure Energie wird zurückkehren und wenn ihr euch zu sehr versucht zu zwingen, verlängert ihr nur eure Überlastungsphase.

Vielleicht habt ihr bereits Strategien, die für euch gut funktionieren. Nutzt sie! Wenn ihr neue Strategien ausprobieren wollt, solltet ihr das bereits im Alltag tun. Also sobald ihr eine gewisse innere Anspannung merkt, übt die Strategien, um zu sehen, was gut funktioniert und was nicht. Auch um euer Gehirn zu trainieren, auf diese Strategien zurückzugreifen, wenn die Lage ernst wird. Wartet nicht erst auf den Meltdown, denn er lässt sich unter Umständen mit den erlernten Strategien verhindern oder zumindest verzögern, bis ihr in einer sichereren Umgebung seid.

Konkrete Beispiele für Trigger und meinen Umgang mit ihnen bei einem Thru-Hike

Reizüberflutung

So schön neue Reize auch sein können, es kann auch schnell zu viel werden. Es gibt Menschen, die bei viel Stimulation aufblühen und solche, denen es stückchenweise die Energie raubt. Und solche, die Stimulation zwar mögen, aber eine gewisse Grenze nicht überschreiten dürfen, damit es nicht plötzlich umschwingt und alles zu viel wird. Es ist wichtig, eure sensorischen Probleme zu kennen und wie ihr mit ihnen umgehen könnt, damit ihr nicht von ihnen überwältigt werdet.

Geräusche, Stress & Überfüllte Orte

Die Wanderung selbst kann den Effekt der Überreizung verstärken, denn die Einsamkeit und Ruhe der Natur sind ein Kontrastprogramm gegenüber Town-Days. Die meisten dieser Städte auf den Trails sind eher klein, es gibt jedoch auch größere. Zurück in der Zivilisation zu sein, Autos, große Supermärkte, Lärm oder plötzlich einem Haufen Menschen wie im Yosemite Valley zu begegnen, kann zu Überforderung führen.

Ich versuche große Supermärkte wie Walmart zu meiden und Unterkünfte, wenn möglich, ein paar Tage im Voraus zu buchen, um nicht dem Stress ausgesetzt zu sein, in einer ausgebuchten Trailtown etwas finden zu müssen. Hört genau auf eure Bedürfnisse. Braucht ihr mehr Zero-Days? Oder vielleicht weniger und lieber schnell zurück in die Natur? Egal, was ihr benötigt, was immer euch hilft, ist richtig und gut.

Außerdem helfen mir Ohrstöpsel und Kopfhörer mit Wohlfühl-Musik über allgemeine Reizüberflutung hinweg, wenn sie sich nicht anders vermeiden lässt.

Ich fühle mich generell besser in Privatzimmern als z. B. bei Trail Angels im Haus mit fremden Menschen oder in Schlafsälen von Hostels, die mir oft zusätzlichen Stress verursachen. Das ging natürlich am Anfang ganz schön ins Geld, da ich niemanden hatte, um das Zimmer zu teilen. Mit der Gruppe wurde das jedoch einfacher und ich fühle mich deutlich wohler, mit Menschen auf einem Zimmer, die ich kenne, und die mir im Zweifel sogar helfen können, eine Überforderungssituation zu meistern. Sie können etwa Essen bestellen / mitbringen, kleinere Einkäufe für mich erledigen oder mir ein paar aufmunternde Worte geben. Falls ihr es gelegentlich benötigt, völlig allein zu sein, dann ist es auch vollkommen legitim, sich ein Einzelzimmer zu nehmen. Es gilt nur, genügend Geld dafür einzuplanen.

Kleidung

Ein weiterer Punkt ist bequeme Kleidung, wenn ihr dazu neigt, dass bestimmte Materialien oder Nähte an den falschen Stellen nicht zu ertragen sind. Oder Kleidung oder gar der Schlafsack zu eng sind oder auch zu weit. Es ist gut, die ausgewählte Kleidung für euren Thru-Hike vorher mehrfach zu testen, bevor ihr euch damit auf eine lange Wanderung begebt, bei der ihr die gleiche Kleidung jeden Tag am Körper tragt. Ich schwöre auf die Kleidung, die ich bereits habe und die ich langfristig als gut befunden habe, und verzichte darauf, neue Dinge zu kaufen, wenn ich nicht muss. Oder ich kaufe das Gleiche einfach noch einmal. Wichtig für mich ist z. B. hochqualitative Merinowolle, denn die günstigen Versionen treiben mich in den Wahnsinn damit, wie kratzig sie sich anfühlen. Oder alle Schildchen aus sämtlichen Kleidungsstücken zu entfernen, was unter Thru-Hikern ohnehin üblich ist (jedes Gramm zählt und so).

Deshalb trage ich zerlöcherte Shirts länger als ich vielleicht sollte, denn ich mag nicht das Risiko eingehen, dass etwas Neues mich in irgendeiner Weise stört. Aber das ist rein ästhetisch und ändert nichts an der Funktionalität der Kleidung, und Ästhetik bedeutet auf dem Trail ohnehin herzlich wenig. Solange die Kleidung noch tut, was sie soll, macht es mir nichts aus, dass sie löchrig ist. Ihr werdet garantiert nicht die Einzigen mit Löchern in der Kleidung sein. Der Trail ist einer der wenigen Orte auf der Welt, wo das bedingungslos akzeptiert wird.

Schon als ich auf dem PCT gestartet bin, hatte ich Löcher in meinem Shirt. Interessiert keinen.
Schon als ich auf dem PCT gestartet bin, hatte ich Löcher in meinem Shirt. Interessiert keinen.

Dreck & Schweiß

Wenn ihr Schwierigkeiten mit Dreck oder mit dem Gefühl, sich klebrig von Schweiß zu fühlen habt, dann empfiehlt es sich, Feuchttücher und genügend Desinfektionsmittel mitzuführen. Die Feuchttücher erzeugen freilich ordentlich Müll, den es auf jeden Fall gilt, bis zum nächsten Abfalleimer mitzuführen, der natürlich einige Tage entfernt sein kann. Denkt nicht mal daran, sie in der Natur liegenzulassen oder zu vergraben, auch nicht, wenn „biologisch abbaubar“ draufsteht. Aber wenn es euch hilft, euch besser zu fühlen, ist es das auf jeden Fall wert.

Gegen Schweiß lässt sich natürlich nichts machen, aber ich muss es mir selbst nicht noch zusätzlich schwer machen. Also verzichte ich nach Möglichkeit auf Sonnencreme oder Insektenspray, denn die Mischung dieser Produkte mit Schweiß bereitet mir so richtig Unbehagen. Gegen die Sonne hilft auch bedeckende Kleidung, Sonnenbrille und Hut, und gegen Insekten hilft ein Insektennetz und einfach davonzurennen oder sich bei Pausen mit der Regenkleidung zu bedecken, um die Biester fernzuhalten.

Ihr werdet mit der Zeit höchstwahrscheinlich etwas abstumpfen, was den Dreck angeht – so zumindest meine Beobachtung bei einer neurodivergenten Mitwanderin, die anfangs große Probleme damit hatte. Weiterhin schwören viele Wanderer auf ein Backcountry-Bidet statt Toilettenpapier. Das lässt sich ganz einfach mit einer Plastikflasche und entsprechendem Aufsatz erschaffen. Das erfordert aber natürlich die Verfügbarkeit von Wasser, was in der Wüste problematisch werden könnte. Probiert einfach aus, was für euch am besten funktioniert.

Fehlende Struktur und Routinen

Fehlende Struktur und Routinen können dazu führen, dass ihr Schwierigkeiten damit habt, Aufgaben zu erledigen oder organisiert zu bleiben. Aber auch auf dem Trail lassen sich Routinen etablieren.

Zum Beispiel jeden Tag zur gleichen Zeit aufstehen, einem natürlichen Rhythmus der Sonne folgen, die Art und Weise wie ihr morgens eure Sachen in euren Rucksack packt, dass ihr plant 12 Meilen bis 12 Uhr hinter euch zu bringen, Mittagspause um 12 Uhr zu machen, abends das Zelt aufschlagen, zusammensitzen und sich Zeit für Soziales zu geben, aber sich auch rechtzeitig zu verabschieden, sich ins Zelt zurückziehen, den Tag zu reflektieren (ich schreibe jeden Abend Tagebuch), sich damit beschäftigen, was einem am nächsten Tag erwartet und die Karte auf FarOut studieren.

In gewisser Weise fällt es mir auf einem Thru-Hike leichter, eine Routine aufrechtzuerhalten als im realen Leben, da es weniger externe Faktoren gibt und ich frei entscheiden kann, wie meine Routine aussieht. Ein Thru-Hike gibt mir konstante Stimulierung und bietet trotzdem die Möglichkeit für Struktur und Routine. Jeder Tag auf dem Trail sieht mehr oder weniger gleich aus, er folgt der gleichen Struktur.

Administrative Aufgaben

Außerdem lassen sich administrative Aufgaben, die im normalen Leben schwerfallen mögen, bei einem Thru-Hike auf ein Minimum reduzieren. Beim Wandern selbst ist alles reduziert auf Laufen, Essen, Schlafen. Die Tage in der Stadt können jedoch herausfordernd sein, denn es gilt in einem begrenzten Zeitfenster eine Liste abzuhaken und sich körperliche Erholung zu verschaffen. Exekutive Dysfunktion kann hier wieder zuschlagen. Es ist möglich, sich überfordert zu füllen von der Fülle der zu erledigenden Aufgaben und in eine Starre zu verfallen.

Und auch hier hilft es, eine Routine zu etablieren. Aufgaben wie Duschen, Wäsche waschen, etwas Gescheites essen, Resupply, eventuell Ausrüstung reparieren oder ersetzen und einen groben Plan zu machen, wie viele Tage man bis zum nächsten Resupply unterwegs ist, um die Menge des benötigten Essens zu kalkulieren, gehören bei jedem Stadtaufenthalt dazu. Legt eine Reihenfolge fest, nach der ihr das Programm abspielt. Und wenn ihr das Gefühl habt, dass die Erholung zu kurz gekommen ist, da eventuell zusätzliche unerwartete Dinge zu erledigen waren, dann ist es eine Überlegung wert, einen weiteren Zero oder Nero Day einzulegen.

Für mich hat es sich als perfekt herausgestellt, einen Nero-Day in einer Stadt zu machen, sodass ich einen Teil des Tages noch zur Verfügung habe, um mich hier auf die wichtigsten Aufgaben zu konzentrieren. Für mich sind das Duschen, Essen und Wäschewaschen. Dann einen Zero-Day in dem ich mich auf Erholung, mehr Essen, Planung, Ausrüstung und den Einkauf konzentriere. Und dann ein weiterer Nero-Day an dem ich erst mittags oder am Nachmittag die Stadt verlasse, um mir noch mehr Erholung zu verschaffen.

Hier kann eine Gruppe einem behilflich sein und Aufgaben können geteilt werden. Ihr müsst nicht alles allein machen. Die Wäsche kann man zusammenlegen, was ohnehin sinnvoll ist, da man als einzelner Thru-Hiker nie ausreichend Kleidung hat, um eine ganze Waschmaschine zu füllen. Und dann kann man sich abwechseln, wer dafür verantwortlich ist, die Wäsche zur Waschmaschine zu bringen, in den Trockner zu stecken und herauszuholen.

Planung ist eventuell eine Stärke eines anderen Gruppenmitglieds, das sogar darin aufgeht, zu planen. Nutzt das für euch und lasst euch einfach sagen, wie viele Tage er/sie bis zum nächsten Resupply einschätzt und wo dieser Resupply überhaupt sein wird. Auch das Buchen des Hotelzimmers ein oder zwei Tage im Voraus kann von einer anderen Person übernommen werden, die darin vielleicht besser ist als ihr.

Euren Einkauf und körperliche Hygiene müsst ihr natürlich selbst übernehmen, aber hier kann das Body Doubling der Gruppe helfen. Wenn ihr alle zusammen einkaufen geht, essen geht, jeder nacheinander duschen geht, fallen diese Dinge gleich viel leichter als müsstet ihr euch allein darum kümmern.

Besinnt euch auf eure Stärken. Diese mögen so gar nicht in administrativen Aufgaben liegen, aber vielleicht seid ihr diejenigen, die stets einen kühlen Kopf in brenzligen Situationen bewahren? Oder diejenigen, die die Moral der Gruppe aufrechterhalten? Jene, die für Spaß sorgen? Oder jene, die auschecken, wo es das beste chinesische Buffet in der Stadt gibt? Das Gute an einer Gruppe ist, dass jeder seine individuellen Stärken nutzen kann, um zum Wohl der Gruppe beizutragen.

Chaos und der Verlust von Ausrüstung

Wer damit kämpft, sich selbst zu organisieren und immer wieder ein Chaos hinterlässt, wird vermutlich auch in seinem Rucksack ein gewisses Chaos mit einem sehr eigenen System haben, das nicht immer funktioniert. Und während dicke Regentropfen auf euch herabregnen, eure Regenjacke in den Tiefen eures Rucksacks zu finden, kann Stress verursachen. Die Beschäftigung mit „Ultralight“ kann hier helfen, sich auf das Notwendigste zu reduzieren und nach Möglichkeit jedem Gegenstand multifunktionale Aufgaben zu geben. Je weniger ihr besitzt, desto weniger müsst ihr organisieren und könnt ihr unterwegs verlieren.

Ich habe weniger das Problem mit meinem Chaos, ich habe ein größeres Problem damit, ständig Sachen irgendwo liegenzulassen und zu verlieren. Bei meinem letzten Thru-Hike auf dem PCT habe ich es geschafft, lediglich einmal einen Wasserfilter zu verlieren. Darauf war ich unglaublich stolz. Denn ich habe es auch schon geschafft, ganze siebenmal ein Messer auf dem Te Araroa zu verlieren. Ich habe mir jedes Mal ein neues gekauft und gedacht, dass ich nun besser aufpassen würde. Und dann ist es wieder verschwunden und ich konnte mir keinen Reim darauf machen, wie das immerzu passieren konnte.

Ach ja, und ich habe es auch geschafft, meine gesamte Geldbörse mit sämtlichen Kreditkarten zu verlieren, was mir einen ordentlichen Meltdown beschert hat. Ich weiß bis heute nicht, wie das passieren konnte. Und es gibt noch beschämend viele, weniger wichtige Dinge, die ich auf dem Te Araroa verloren habe. Jeder verliert mal etwas, aber mir passiert das mein ganzes Leben lang besonders häufig und wenn es sich um so was wie die Geldbörse oder teure Dinge handelt, dann ist das mit viel Stress verbunden.

Ein gewisses System ist wichtig und ich glaube daran, dass mir ein besseres System auf dem PCT geholfen hat, weniger zu verlieren. Ich habe jetzt etwa eine Bauchtasche, in der ich das Wichtigste aufbewahre, darunter Geldbörse und Mobiltelefon. Und es lässt sich schnell überprüfen, ob beides drin ist oder nicht. Außerdem teile ich meine Kreditkarten nun auf und behalte nicht alle am gleichen Ort, was ohnehin nicht besonders durchdacht war. Von allen wichtigen Dokumenten habe ich Kopien in der Cloud. Kreditkarten und PayPal könnt ihr auch bei Google oder Apple Pay einrichten, um mit eurem Handy bezahlen zu können. Sollte ich jetzt etwas verlieren, stehe ich nicht völlig ohne alles da. Ich verwende prinzipiell keine Bluetooth-Kopfhörer, denn die Wahrscheinlichkeit diese zu verlieren ist bei mir sehr hoch. Ich verwende gute alte Kabelkopfhörer, die dazu auch noch den Vorteil haben, nicht aufgeladen werden zu müssen.

Auch ist es besser, beim Packen und dem Aufbruch Stress zu vermeiden. Wenn ich alles in letzter Minute einpacke, dann kann es leicht dazu kommen, unter gewissen Druck zu geraten und dabei vergisst man dann gerne mal was, da man so sehr damit beschäftigt ist, rechtzeitig etwas zu schaffen. Wenn ich also in einem Hotelzimmer bin, packe ich meinen Rucksack nach Möglichkeit noch am Vorabend, und beim Verlassen des Hotelzimmers schaue ich noch mal überall nach, ob ich ja nichts liegen gelassen habe. Das inkludiert in und unter dem Bett und im Bad (meine bevorzugten Orte, wo ich Dinge liegen lasse – aus den Augen, aus dem Sinn). Auf dem Trail ist das ein wenig einfacher, da sich am Zeltplatz leicht überblicken lässt, ob noch etwas herumliegt.

Ein gerne vergessener Gegenstand sind die Trekkingstöcke. Das passiert mir weniger beim Wandern selbst, denn da verwende ich sie ja immerzu und es fällt mir sofort auf, wenn etwas in meinen Händen fehlt, genauso, wie mir sofort auffällt, wenn ich meine Brille nicht aufhabe. Aber wenn ich Mitfahrgelegenheiten wahrnehme, muss ich darauf achten, auch an die Stöcke zu denken, die unter Umständen brav an einem Baum lehnen. Denn ich bin aufgeregt, dass endlich jemand angehalten hat und ich will natürlich so schnell wie möglich ins Auto hüpfen, um den Fahrer nicht warten zu lassen. Da kann es leicht passieren, die Trekkingstöcke zu vergessen.

Und dann daran zu denken, die Trekkingstöcke aus dem Auto wieder mitzunehmen. Einfacher macht ihr euch das, indem ihr die Trekkingstöcke zusammenklappt und an eurem Rucksack befestigt, sobald ihr sie nicht mehr verwendet. So ist es eher unwahrscheinlich, dass sie verloren gehen. Wenn man das zu einer Routine macht, ebenso wie das Hotelzimmer beim Verlassen zu überprüfen, dann geschieht das automatisch, ohne dass man darüber nachdenken muss und es kann einem viel Unangenehmes ersparen.

Ihr kennt euch selbst am besten, also überlegt euch ein System, wie ihr Verluste vermeiden oder einschränken könnt. Es wird sich höchstwahrscheinlich nicht vermeiden lassen, gelegentlich mal was zu verlieren, aber es gibt Dinge, die wichtig sind und jene, die ersetzbar sind. Solltet ihr etwas verlieren, versucht euch nicht dafür fertig zu machen. Es bringt die verlorenen Sachen auch nicht zurück, wenn ihr schlecht mit euch selbst redet wie „Warum verliere ich ständig alles?“, „Ich bin so blöd“ oder Ähnliches. Es ist wichtig, sich erst einmal auf die Gefühlsregulierung zu konzentrieren – zunächst innehalten und durchatmen. Und dann auf eventuelle Lösungsmöglichkeiten.

Nehmt Hilfe an, wenn möglich. Bei der Suche nach einem Gegenstand, dem Wiederbringen (z. B. kann jemand anders vielleicht für euch anrufen und nachfragen, ob der Gegenstand sich dort noch befindet) oder auch beim Beschaffen eines Ersatzes. Wenn ihr auf dem Trail merkt, dass ihr etwas Wichtiges vergessen habt, können andere Hiker euch vielleicht aushelfen, indem sie euch etwas leihen. Ein Kommentar auf FarOut kann helfen, einen verloren geglaubten Gegenstand wiederzubekommen. Die Solidarität auf dem Trail ist groß, traut euch also zu fragen.

Schlafstörungen

Stress und ungewohnte Umgebungen können dazu führen, dass ihr unter Schlafstörungen leidet. Ich habe damit schon im Alltag zu kämpfen, also weiß ich bereits, dass ich mich darauf einstellen muss. Es kann aber auch sein, dass die tägliche intensive körperliche Betätigung extrem dabei hilft einzuschlafen und ihr weniger Probleme auf dem Trail habt.

Schlaf ist wichtig und wenn ich manchmal Probleme mit dem Schlafen hatte, habe ich den Schlaf später nachgeholt, z. B. an einem Zero-Day. Ihr könntet auch eine Schlafmedikation in Erwägung ziehen, aber ich ziehe es vor, wachsam zu sein, wenn ich in der Wildnis schlafe, weshalb ich darauf draußen verzichte. Ohrstöpsel bzw. Kopfhörer und ein Hörbuch mit Sleep-Timer können aber dabei helfen, mir eine ruhigere, vertraute und angenehmere Atmosphäre zu verschaffen.

Essverhalten

Ernährung ist natürlich ein weiteres wichtiges Thema auf einem Thru-Hike. Denn ihr benötigt viele Kalorien, um eure körperliche Leistungsfähigkeit aufrechterhalten zu können. Wer damit Schwierigkeiten hat bei Stress, genügend oder überhaupt Essen in sich reinzubringen oder ein generell restriktives Essverhalten hat (nur bestimmte Nahrungsmittel gelten als sicher und bestimmte Texturen können problematisch sein), dann kann das zum Problem werden. Ich habe mich auf bestimmte Lebensmittel beschränkt, die für mich gut funktionieren, und in den Städten versucht, das Kaloriendefizit und eventuellen Nährstoffmangel so gut es geht reinzuholen. Das Gute ist, dass es auf einem Thru-Hike keine große Rolle spielt, ob ihr euch gesund ernährt, denn ihr bewegt euch so viel, dass es kaum möglich ist zuzunehmen. Was immer für euch funktioniert, esst es. So etwas wie „zu viel Zucker“ oder „zu viel Fett“ gibt es bei einem Thru-Hike nicht.

Safe-Food

Solltet ihr ein bestimmtes Safe-Food haben, das nicht überall erhältlich ist, dann ist es eine Überlegung wert, sich dieses per Post zu schicken, von wo immer es verfügbar sein mag oder gar aus dem Internet bestellen. Jede noch so kleine Trail-Town hat eine Poststelle und es ist einfach, sich dort Pakete an die nächste Poststelle vorauszuschicken.

Tatsächlich hat das tägliche stundenlange Wandern meinen Appetit angekurbelt. Obwohl ich anfänglich Schwierigkeiten hatte, überhaupt etwas zu essen, ging das mit der Zeit immer besser. Zwischendurch hatte ich Phasen, in denen ich wieder Schwierigkeiten hatte, aber ich habe mich in diesen Phasen darauf konzentriert, eben das zu essen, was mir möglich war, und dass jeder Bissen zählt. Wenn ich meine Mahlzeit nicht aufessen konnte, habe ich sie für später eingepackt (Ziplocks sind eins der wichtigsten Ausrüstungsgegenstände auf einem Thru-Hike) oder jemand anderem angeboten.

Außerdem fällt es mir in diesen Phasen einfacher, Flüssigkeiten in mich hineinzubringen als Festes. Dabei habe ich herausgefunden, dass in Amerika z.B. Breakfast Essentials hilfreich waren. Prinzipiell ist das Milchpulver mit Schoko, Vanille oder Erdbeergeschmack, das sich mit Wasser mixen lässt und so eine gute Möglichkeit darstellt, Kalorien aufzunehmen. Es gibt dafür viele Möglichkeiten, z. B. Proteinpulver, Porridge, Puddingpulver, Instantsuppen. Apfelmus in diesen kleinen Quetschpackungen funktioniert für mich auch ausgezeichnet, auch wenn der Gedanke an die Umwelt mich dabei zusammenzucken lässt.

Auch die Pelikan-Methode hat sich bewährt: Kleine Bissen Essen mit viel begleitender Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Ich hatte auch ein Fläschchen (solche Plastik-Reisefläschen, die normalerweise für Shampoo und Ähnliches gedacht sind) mit Olivenöl dabei, um meinem Essen mehr Kalorien zu verpassen. Dieses Fläschchen konnte ich dann bei Bedarf einfach neu auffüllen.

Überlegt euch, was eurer „Safe-Food“ ist und wie ihr auch während der Wanderung daran kommen könnt.

Soziales

Kommen wir zum für mich schwierigsten Teil eines Thru-Hikes. Als neurodivergente Person fällt es mir oft schwer, mich in sozialen Situationen wohlzufühlen. Aber beim Wandern habe ich die Gelegenheit, Menschen zu treffen, die ähnliche Interessen teilen. Die Thru-Hiker-Community ist oft ein Ort des Verständnisses und der Unterstützung. Gemeinsam teilen wir Erfahrungen und Geschichten, ohne dass es zu gesellschaftlichen Normen oder Erwartungen kommt. Für mich war es einfacher, Anschluss zu finden als im normalen Leben, aber es hat über einen Monat gedauert, bis ich eine „Trail Family“ gefunden habe. Es war in Ordnung für mich allein zu wandern, aber nach ein paar Wochen hat es doch zunehmend begonnen, an mir zu zehren.

Kontakte auf einem Thru-Hike knüpfen
Ich bin „socially awkward“ und Anschluss zu finden fällt mir schwerer als manch anderen Menschen. Ich weiß oft nicht, wie ich mich verhalten soll, was von mir erwartet wird, versuche krampfhaft an etwas zu denken, was jetzt sinnvoll wäre zu sagen, und bleibe dann stecken und sage gar nichts. Und nichts zu sagen ist nicht das beste Mittel, um Menschen kennenzulernen, wie ihr euch vorstellen könnt. Soziale Kontakte aufzubauen, ist für mich nichts Intuitives. Es fühlt sich ganz und gar nicht natürlich an und es ist mit Arbeit und viel gedanklicher Analyse verbunden. Am Ende habe ich das Gefühl, dass ich es nur falsch machen kann: Nichts sagen und komisch wirken oder etwas Seltsames sagen und damit komisch wirken. Und diese Schwierigkeiten begleiteten mich auch auf dem Trail, obwohl wir doch ein gemeinsames Thema haben und es mir leichter fallen sollte.

Das ist ein ständiges Dilemma in meinem Leben: Ich möchte soziale Kontakte, aber sie strengen mich so sehr an, dass ich sie immer wieder meide. Zwischenmenschliche Beziehungen sind letztlich auch ein riesiger Trigger für mich. Frustration über das Gefühl, sich nicht verständlich machen zu können und auch die anderen nicht zu verstehen, wenn Kommunikationsstile stak voneinander abweichen, Angst vor Verlust, Ablehnung und Beurteilung und Schwierigkeiten mit Konfrontationen sind alles Dinge, die mich täglich begleiten. Soziale Situationen fühlen sich für mich oft wie ein Test an. Wenn ich mich in für mich unangenehme Situationen begebe, mich meinen Ängsten stelle, dann warte ich bangend auf das Urteil, ob ich die Situation gemeistert habe oder nicht. Manchmal bekomme ich Rückmeldung, dass ich die Situation gut gemeistert habe, aber breche dann trotzdem zusammen, weil die ganze Anstrengung zu viel für mich war.

Und manchmal gewinne ich Freunde, die dann plötzlich wieder aus meinem Leben verschwinden und mich mit der Frage zurücklassen, was ich falsch gemacht habe. Oft habe ich vielleicht gar nichts falsch gemacht, sondern man hat sich aus anderen Gründen auseinander gelebt. Diese Unterscheidung zu treffen, ist mir jedoch fast unmöglich, ohne dass mir die andere Person das konkret mitteilt. Ich verfüge nicht über lebenslange Freundschaften, wie viele andere Menschen, die immer noch Kindheitsfreundschaften zu haben scheinen. Eine langfristige Freundschaft oder Beziehung aufrechtzuerhalten, erscheint mir wie eine unlösbare Aufgabe, da es mir nicht begreiflich ist, wie das trotz unterschiedlicher Entwicklungen funktionieren soll.

Wie ich letztlich zu meiner Trail Family auf sowohl dem Te Araroa als auch auf dem PCT gefunden habe, ist dann einfach passiert. Es war viel organischer und natürlicher, als es oft im alltäglichen Leben ist. Auf dem PCT waren die ersten Male, in denen ich auf meine ersten zwei künftigen Wanderkameraden getroffen bin, genauso schwierig für mich wie die meisten anderen und ich denke, wir haben einander gar nicht richtig wahrgenommen.

Aber dann landeten wir alle durch Zufall zur gleichen Zeit am gleichen Trailhead, auf dem Weg in die Stadt, und ich nahm all meinen Mut zusammen, danach zu fragen, wo sie unterkommen und ob wir uns nicht ein Zimmer teilen wollen. Der Rest ist Geschichte. Ich habe mich quasi ein wenig aufgezwungen und Menschen dazu gebracht, mehr Zeit mit mir zu verbringen, um mir Gelegenheit zu geben, zu zeigen, dass ich durchaus ein liebenswerter Mensch mit einer Persönlichkeit bin. Wenn ich mich sicher fühle, taue ich allmählich auf und empfinde auch gar nicht mehr das Gefühl, so viel analysieren zu müssen, sondern kann anfangen, mehr ich selbst zu sein. Ich denke, jeder introvertierte Mensch kann das gut nachvollziehen.

Wie eine Gruppe helfen kann
Als ich dann endlich eine Gruppe gefunden habe, ging es mir damit besser und die Gruppe hat mir geholfen, mit weiteren Menschen in Kontakt zu treten. Denn hier liegt die Verantwortung, in Kontakt zu treten und Gespräche zu führen, nicht allein bei mir. Ich kann mich daran beteiligen oder auch nicht, je nachdem wie ich möchte. Gruppe ist übrigens sehr relativ, bereits zu zweit kann man eine Gruppe sein. Für mich hat sich herausgestellt, dass eine beliebige Anzahl zwischen zwei und fünf Leuten am besten ist; alles darüber hinaus wird mir zu viel.

Das Wandern in der Gruppe kann auch helfen, wenn ihr Schwierigkeiten mit Planen habt, damit euch auf etwas zu fokussieren, Prioritäten zu ordnen oder mit genereller exekutiver Dysfunktion zu kämpfen habt. So habt ihr jemand anderen, der das für euch übernimmt oder euch dabei hilft und ihr könnt euch auf eure Stärken konzentrieren (siehe auch der obige Abschnitt zum Thema „Administrative Aufgaben“). Auch das Fahren per Anhalter ist angenehmer in der Gruppe, so kann jemand anderes die Kommunikation mit dem fremden Menschen am Steuer übernehmen und sicherer ist es allemal.

Und glaubt mir, es gibt gerade hier draußen Menschen, die einen so akzeptieren, wie man ist. Und auch solche, die genau verstehen, wie es einem geht, weil sie selbst neurodivergent sind oder Erfahrungen mit psychischen Problemen haben. Jeder hat seinen Grund hier draußen zu sein, um tausende Kilometer zu Fuß wandern zu wollen und auf den Komfort der Zivilisation zu verzichten, und nicht selten findet dieser sich in psychischen Problemen. Bei meiner Trail Family hat sich am Ende herausgestellt, dass vier von fünf unserer Mitglieder neurodivergent sind. Wir haben uns also in guter Gesellschaft gefühlt. Letztlich scheint sich Neurodiversität auch wie ein Magnet anzuziehen, als hätten wir eine Art Radar dafür.

Schlussendlich sind alle wohlbehalten am Mather Pass angekommen
Meine Trail Familie auf dem PCT

Auf das Bedürfnis nach sozialem Kontakt achten
Am besten ist es, dem Ganzen offen gegenüberzutreten. Einfach mal anfangen und dann schauen, wie euer Bedürfnis sich entwickelt. Fühlt ihr euch wohl allein mit gelegentlichen Gesprächen bei Pausen und am Zeltplatz? Möchtet ihr euer Zelt gerne gelegentlich abseits von allen anderen aufschlagen? Sucht ihr Anschluss und Kameradschaft? Egal, was euer Bedürfnis sein sollte, es ist möglich, es euch zu erfüllen. Es gibt kein „falsch“ oder „richtig“, es gibt nur das, was sich für euch gut oder nicht gut anfühlt und das kann sich im Verlauf der Wanderung ändern.

Solltet ihr einen hohen Bedarf an Alleinsein haben, schließt es das Wandern in der Gruppe übrigens nicht aus. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man auch in der Gruppe meist allein wandert, aber bei Pausen und am Zeltplatz eben immer wieder auf die gleichen Menschen trifft, bei denen man weiß, dass man sich gut mit ihnen versteht und sich nicht jedes Mal auf neue Menschen einstellen muss, was herausfordernd sein kann. Für mich war das ideal, denn meine „soziale Batterie“ entlädt sich unter Umständen schnell. Die Stunden, die ich zwischen den sozialen Interaktionen allein wandere, laden diese Batterie wieder auf.

Zeltplatz an Tag 25
Auch Einsamkeit ist auf einem Thru-Hike möglich

Kommunikation
Das Schöne an einem Thru-Hike ist auch, dass ihr euren persönlichen Schutzraum – nämlich euer Zelt – immer dabeihabt. Das Zelt kann euch helfen, die Welt da draußen auszublenden und so lange wie nötig für euch selbst zu sein. Euch zurückzuziehen, wenn es euch zu viel wird, ist vollkommen legitim. Achtet darauf, euren Mitwanderern zu kommunizieren. Ein „Ich bin müde, ich gehe schlafen“ reicht vollkommen aus. Oder in der Stadt zu sagen „Mir ist es hier zu laut / voll, ich gehe kurz raus / zurück ins Hotel“ oder auch danach zu fragen, ob sie vielleicht woanders hingehen wollen. Sie haben dann das Recht, nein zu sagen, aber es ist völlig in Ordnung, danach zu fragen.

Solltet ihr in dem Moment nicht in der Lage sein zu kommunizieren, weil ihr euch bereits in einem Überforderungszustand befindet, dann kommuniziert es später, z. B. „Sorry wegen gestern, ich war vollkommen fertig und musste schlafen gehen“ oder idealerweise im Voraus „Es kann sein, dass ich manchmal so und so auf xyz reagiere, dann benötige ich etwas Zeit für mich. Danke für dein / euer Verständnis“. Je nachdem, wie wohl ihr euch in eurer Gruppe fühlt, desto mehr könnt ihr von euch selbst preisgeben. Es muss nicht gleich eine Diagnose sein, aber um Unterstützung zu bitten und zu erklären, dass man Schwierigkeiten mit etwas Bestimmtem hat, kann schon helfen.

Es ist wichtig, auf eure Bedürfnisse zu achten, aber es ist auch wichtig, es nicht zu Missverständnissen innerhalb der Gruppe kommen zu lassen. Andere Menschen gehen schnell davon aus, dass wir sie nicht mögen, wenn wir uns von ihnen zurückziehen. Stellt nach Möglichkeit klar, dass dem nicht so ist und ihr nur manchmal etwas Rückzug benötigt. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass, wenn man seine Bedürfnisse kommuniziert, meistens auch Rücksicht darauf genommen wird. Und wenn eure Mitwanderer keine Rücksicht nehmen oder euch irgendeine Art von Groll entgegenschlägt, dann solltet ihr die Wahl eurer Mitwanderer überdenken und nicht euch selbst.

Alkohol und Drogen im sozialen Kontext
In Städten kann es dazu kommen, dass viel Alkohol oder sogar Drogen konsumiert werden. Mein Rat ist, sich davon zu distanzieren, denn psychische Störungen und Substanzen passen nicht gut zusammen. Sie können Symptome verstärken, triggern oder zu einer Art von Selbstmedikation werden, die zur Sucht führen kann. Es ist okay mitzugehen, wenn die Gruppe in eine Bar geht und dann nichts oder nur wenig zu trinken oder sich aus der Situation zu entfernen oder gar nicht erst hinzugehen, ohne sich dafür rechtfertigen zu müssen. Es ist manchmal schwer, sich dem sozialen Druck zu widersetzen, aber langfristig gesehen ist das meist die bessere Entscheidung. Sollte eure Gruppe oder Wanderpartner/in das nicht respektieren, dann ist eure Gruppe vielleicht nicht die richtige für euch. Grenzen zu setzen und zu wahren, ist wichtig.

Es ist okay, wenn es nicht funktioniert
Solltet ihr merken, dass es mit eurer Gruppe aus irgendwelchen Gründen nicht mehr funktioniert, dann ist es auch vollkommen okay, sich zu trennen und seinen eigenen Weg zu gehen. Es ist völlig normal, dass Trail Families getrennte Wege gehen oder sich neu formieren. Dafür muss sich keiner rechtfertigen. Und wenn dies passieren sollte, obwohl ihr es nicht wollt (z. B. weil ihr euch verletzt habt und aussetzen müsst), dann ist es auch möglich zu ihnen aufzuschließen, indem ihr einen Teil des Trails überspringt.

Die Welt in meinem Kopf

Mir gelingt es auch gut, mich selbst zu triggern. Ich kann meinen Körper auf Autopilot schalten und ganz in meiner Gedankenwelt versinken. Gedankenrasen, Gedankenspiralen, Gedankensprünge, Erinnerungen, Zwangsgedanken, Ideen oder ganz willkürliche Gedanken wie Zitate oder Songtexte. Mein Gehirn fühlt sich manchmal an wie ein Internetbrowser: 20 Tabs sind offen, vier von ihnen sind abgestürzt und ich habe keine Ahnung, woher eigentlich die verdammte Musik kommt. Das ist auch, warum mir auch allein eigentlich nie langweilig wird. Ich würde gerne einfach mal den Kopf ausschalten können und mich ganz auf mein äußeres Erleben konzentrieren und der Natur zuhören.

Glaubt mir, 8 Stunden täglich in meinem Kopf zu verbringen, ist einfach zu viel. So sehr ich Selbstreflexion auch schätze, ich kann das nicht den ganzen Tag machen. Um meiner Gedankenwelt also etwas entgegenzusetzen, höre ich Musik oder Hörbücher. So gebe ich meinem Gehirn eine Pause und kann besser steuern, woran ich denke, anstatt mich der Willkürlichkeit meines Verstands auszusetzen. Ladet euch eine große Vielfalt von diesen Medien herunter und stellt sicher, dass darunter auch ein paar tröstende, vertraute Sachen sind. Für sind das z. B. bestimmte Bücher, die ich immer und immer wieder lese oder bestimmte Lieder, die ich in eine Wiederholungsschleife packe und die mir helfen, mich in stressigen Situationen zu regulieren.

Impulsivität

Viele neurodivergente Menschen haben Schwierigkeiten mit Impulskontrolle. Das kann umfassen, ein Risiko richtig zu bewerten, die Ernsthaftigkeit einer Situation zu unterschätzen, sich selbst und seine Fähigkeiten zu überschätzen und sich damit in unangenehme oder gar lebensbedrohliche Situationen zu bringen. Oft scheinen wir uns auch unüberlegt in eine Sache zu stürzen und uns so gar keine Gedanken über etwas zu machen, worüber andere länger nachdenken würden. Studien zufolge kann ADHS die Lebenserwartung um bis zu 13 Jahre verringern – aufgrund von Impulsivität, riskantem Verhalten und schlichtweg Unaufmerksamkeit.

Der Natur seid ihr egal, gewisse Dinge kann man einfach nicht beeinflussen. Dazu gehören plötzliche Wetterumschwünge oder Bedingungen auf dem Trail, die eine Anpassung erforderlich machen. Ein Beispiel ist eine Flussüberquerung, die durch einen hohen Wasserstand oder starke Strömung Anlass zur Sorge gibt. Anstatt wild darauf loszugehen und es einfach mal „auszuprobieren“ ohne darüber nachzudenken, was passieren könnte, sollte eine reifliche Überlegung erfolgen. Jedes „Ausprobieren“ könnte das Letzte sein, wenn man plötzlich merkt, dass man einen fatalen Fehler gemacht hat. Gibt es Möglichkeiten, den Fluss an einer anderen, weniger gefährlichen Stelle zu queren? Gibt es vielleicht Baumstämme, die euch dabei helfen können, auf die andere Seite zu gelangen? Gibt es eine alternative Route?

Wenn es Schnee und Eis auf dem Trail gibt, ist es vielleicht gut kurz zu evaluieren, ob sich Grödel anzuziehen sinnvoll sein könnte. Statt den Gedanken beiseitezuwischen, weil es euch gerade ungelegen kommt anzuhalten, eure Grödel aus den Tiefen eures Rucksacks zu kramen (der womöglich das reinste Chaos ohne System ist). Denkt kurz darüber nach, ob es das Risiko wert ist. Kleine Entscheidungen wie diese haben anderen Thru-Hikern bereits das Leben gekostet.

Wenn ein Schneesturm im Anmarsch ist, ist es vielleicht besser seine Pläne zu ändern – entweder abzuwarten, den Teil zu überspringen oder eine alternative Route zu nehmen. Hier darauf zu vertrauen, dass „schon irgendwie alles gut gehen wird“ kann fatal sein. Ich habe mich dadurch mal in einen Schneesturm auf einem Pass manövriert und anstatt umzukehren als ich es noch konnte, habe ich alle Vorsicht in den Wind geschlagen und stur an meinem Plan festgehalten diesen Pass zu erklimmen. Das war eine der angsteinflößendsten Situationen meines Lebens und ich habe das ganz allein zu verantworten, indem ich nicht gründlich genug über eventuelle Konsequenzen nachgedacht habe.

Es ist wichtig manchmal ein „STOP“-Schild vor die eigene Nase zu hängen, um kurz innezuhalten, durchzuatmen und nachzudenken. Und manchmal können das auch andere für einen tun, indem sie auf eine bestimmte Gefahr hinweisen, über die ihr vielleicht gar nicht weiter nachgedacht habt. Das heißt nicht dem Urteil oder sogar der Angstmacherei anderer Leute blind zu folgen, es heißt nur, dass es vielleicht gut ist kurz innezuhalten und nachzudenken, bevor man eine Entscheidung trifft. Denkt auch daran, dass ihr unter Umständen die ganze Gruppe mit einer voreiligen Entscheidung in Gefahr bringt. Deshalb sollten bestimmte Risiken in einer Gruppe immer gemeinsam abgewogen und entschieden werden. Und es sollte keiner zurückgelassen werden, damit dieser stur seinen Weg durchziehen kann oder weil er/sie sich eine bestimmte Sache nicht zutraut oder Bedenken hat.

Glen Pass
In schwierigen Situationen sollte lieber zweimal nachgedacht werden. Auf einem Schneefeld wie diesem empfiehlt es sich Grödel zu tragen, auch wenn ihr glaubt sie nicht zu brauchen.

Körperliche Bedürfnisse

Manche neurodivergente Menschen haben Probleme damit, auf ihre rein körperlichen Bedürfnisse zu achten, wenn sie auf etwas fokussiert sind. Das Zeitgefühl verschwindet und am Ende stellen wir diese Bedürfnisse länger zurück als wir sollten, weil wir gar nicht gemerkt haben, wie lange wir das schon tun. Das kann auch bei einer Wanderung passieren. Wie das Bedürfnis zu ignorieren, auf die Toilette zu müssen, dass man müde ist, dass man hungrig oder durstig ist oder etwas am Fuß drückt und schmerzt.

Das ist nicht immer schädlich, denn in solchen Momenten des Hyperfokus können wir besonders produktiv und leistungsfähig sein. Dennoch ist es wichtig, auch für das körperliche Wohlbefinden und die Gesundheit zu sorgen. Es ist wichtig darauf zu achten, um sich nicht körperlich zu verausgaben oder gar ernsthaft zu verletzen. Die Leistungsfähigkeit eures Körpers ist enorm wichtig auf einem Thru-Hike, davon hängt alles ab. Es ist also wichtig, euren Körper gut zu behandeln.

Konsequenzen der Missachtung von körperlichen Bedürfnissen
Ich neige dazu, diese Dinge zu ignorieren und auf später zu verschieben, weil ich gerade so schön „im Flow“ bin. Ich mache ein gutes Tempo, ich komme gut voran, das Wandern fühlt sich leicht an und diese körperlichen Bedürfnisse kommen mir dann einfach ungelegen. Ich habe quälende Seitenstiche ignoriert, bis es nicht mehr ging. Ich habe Druckstellen ignoriert, die sich zu Blasen entwickelt haben, da ich mich nicht rechtzeitig um sie gekümmert habe. Ich habe Schmerzen im Fuß ignoriert, die sich als Achillessehnenentzündung und einmal sogar als Stressfraktur herausstellten. Ich habe Durstgefühle ignoriert und mir damit Blasenentzündungen eingefangen. Ich habe nicht genug gegessen und war am Ende des Tages ganz ausgehungert und zittrig auf den Beinen. Ich habe anfangs keine Zero-Days gemacht, weil ich vorankommen wollte und mich gut fühlte, was sich nach zwei Wochen in einem starken Einbruch meiner körperlichen Leistung niedergeschlagen hat.

Strategien um auf körperliche Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen
Mögliche Strategien dafür sind, sich Unterstützung zu suchen, indem ihr darum bittet, dass andere euch etwa regelmäßig fragen, ob ihr genug getrunken habt. Oder ihr macht eine Challenge daraus und nehmt euch vor, dass ihr diese 1L-Wasserflasche bis zur nächsten Wasserquelle austrinken wollt. Das Strukturieren des Tagesablaufs kann ebenfalls helfen. Zum Beispiel bei jeder Wasserquelle die Verfügbarkeit des Wassers zu nutzen und mindestens 1L zu trinken, während ihr dort pausiert und eure Wasservorräte auffüllt. Oder dass ihr jeden Tag um 12 Uhr Mittagspause macht und etwas esst.

Dass ihr bei jeder Pause einen Körper-Scan macht und euch überlegt, ob irgendwo was drückt und zwickt und euch darum zu kümmern. Das kann schwer sein, denn während es uns stundenlang geärgert hat, haben wir es ganz plötzlich bei der Pause vergessen. Schwups, haben wir uns von etwas anderem ablenken lassen und der Schmerz oder das Druckgefühl stehen nicht länger im Vordergrund, weil ihr euch ja gerade nicht mehr bewegt. Wenn ihr dazu neigt, hilft es vielleicht, sich Erinnerungsalarme auf dem Handy einzustellen.

Mittagspause am Selden Pass
„12 by 12“ – Mittagspause jeden Tag nach 12 Meilen um 12 Uhr

Der Umgang mit Unvorhergesehenem

Ein Thru-Hike erfordert Flexibilität, nicht alles verläuft nach Plan. Sperrungen durch Wildfeuer? Schlechtes Wetter? Verletzungen? Krank? Euer/Eure Wanderpartner/in hört auf oder muss pausieren? Ihr habt einen wichtigen Ausrüstungsgegenstand irgendwo liegen lassen? Es ist wichtig, sich auf unerwartete Situationen einzustellen. Fixiert euch nicht zu sehr auf euren Plan, es ist wichtig, Raum für spontane Veränderungen zu lassen. Einen Teil des Trails zu überspringen, um eventuell später an diese Stelle zurückzukehren, die Richtung zu ändern, in die ihr wandert, Zwangspausen machen – all das gehört dazu.

Das unerwartete Ändern von Plänen kann Schwierigkeiten bereiten, Gefühle zu regulieren, Gedanken in Worte zu fassen und Entscheidungen zu treffen. Gebt euch Zeit oder bittet um Zeit, um alles zu durchdenken. Ich benötige manchmal länger, um eine Veränderung zu verarbeiten; das ist okay. Sollte eine schnelle Entscheidung erforderlich sein, dann bittet, wenn möglich, jemand anderen, diese Entscheidung zu treffen.

Es hilft sehr, die Unterstützung einer Gruppe zu haben, um mit der Logistik dieser Veränderungen umzugehen. Aber eine Verletzung mit Zwangspause kann dazu führen, diese Gruppe zu verlieren und das kann ebenfalls Stress verursachen. Es ist wichtig, auch hier nicht in Panik zu geraten. Ihr könnt versuchen, neuen Anschluss zu finden oder einfach einen Teil des Trails überspringen, um zu euren Freunden aufzuschließen. Alles ist legitim. Lasst euch nicht zu sehr davon beeindrucken, was euer ursprünglicher Plan mal vorgesehen hat, z. B. durchgängig jeden Kilometer des Trails gehen zu wollen. Manchmal sind Anpassungen des Plans erforderlich, um besser mit Herausforderungen umgehen zu können. Daran ist nichts verwerflich und lasst euch nicht dabei reinreden.

Lasst euch nicht einreden, dass ihr euch zu viele Sorgen und Gedanken macht. Für mich ist es manchmal unabdingbar, eine Sache von allen Seiten zu betrachten, um sie vollständig zu verstehen. Sie gründlich zu durchdenken und alle Eventualitäten einzukalkulieren, bevor ich mir eine Meinung bilde oder eine Entscheidung treffe. Ich brauche dafür Zeit, das bedeutet nicht, dass ich unnötigerweise eine „große Sache“ aus etwas mache, das einem anderen als Kleinigkeit erscheinen mag. Es ist einfach die Art, wie mein Gehirn funktioniert – ich fühle mich wohler, wenn ich analysieren und meinen eigenen Weg finden darf, mit einer Herausforderung umzugehen. Gewissermaßen ist das auch eine große Stärke, denn ich beschäftige mich so lange mit einem Problem, bis es gelöst ist. Ich gebe nicht auf.

Unvorhergesehene Situationen können Pläne durcheinanderbringen, und das ist in Ordnung. Flexibilität ist ein Schlüssel beim Wandern. Ich habe gelernt, mich anzupassen, wenn das Wetter plötzlich umschlägt oder wenn der Trail gesperrt ist. Das mag mir manchmal etwas mehr Zeit und Überlegung abfordern als anderen, aber letztlich bewältige ich auch das. Diese Fähigkeit zur Anpassung hat mir nicht nur in der Natur, sondern auch im Alltag geholfen. Ich habe gelernt, dass es immer irgendwie weiter geht.

Never quit on a bad day!

Generell gilt für alle Herausforderungen: Never quit on a bad day! Ein schlechter Tag auf dem Trail bedeutet nicht, dass der ganze Trail schlecht ist und ihr hier nichts zu suchen habt. Hört auf euer Bedürfnis und gönnt euch eine Pause in einer Stadt. Nehmt euch ein Hotelzimmer, schlaft, duscht, esst und schaut, wie ihr euch am nächsten Tag fühlt. Gebt euch Zeit, bevor ihr solche Entscheidungen trefft, wie den Trail zu verlassen. Und wenn ihr euch dafür entscheiden solltet, den Trail zu verlassen, dann nehmt das nicht als Fehlschlag wahr.

Jede Minute, jeder Kilometer da draußen zählt und ist mehr, als die meisten Menschen in ihrem Leben erleben. Das Erlebte wird in keiner Weise nichtig, nur weil ihr aufgehört habt. Es heißt auch nicht, dass ihr es nicht zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal versuchen könnt und da weiterzumachen, wo ihr aufgehört habt. Jeder Schritt nach vorn ist ein Fortschritt, egal ob es Rückschläge geben mag. Progress, not perfection!

Nach dem Thru-Hike

Auch die Zeit nach dem Thru-Hike birgt Herausforderungen, da hier ein Übergang in eine große Veränderung geschieht – zurück in das „normale Leben“. Selbst nach Wochen oder Monaten eines epischen Thru-Hikes kann die Rückkehr in den Alltag ein überwältigendes Gefühl der Leere hinterlassen. Während des Wanderns habt ihr ein intensives Gefühl der Freiheit, des Abenteuers und der Gemeinschaft verspürt. Nach Abschluss des Trails kann der Übergang zu einem „normalen“ Alltagsleben emotional schwierig sein. Erfahrt, wie ihr mit einer Post-Trail-Depression umgehen und welche Schritte ihr unternehmen könnt, um die Magie des Trails in eurem täglichen Leben aufrechtzuerhalten. Ein Blick auf die emotionale Reise nach dem Thru-Hike – die „Post-Trail-Depression“ und wie sie überwunden werden kann.

Nehmt vor eurer Rückkehr rechtzeitig Kontakt zu eurer/eurem Psychiater/in und Therapeuten/in auf. Es kann zu längeren Wartezeiten bei Terminen kommen, weshalb es besser ist, rechtzeitig anzufragen. Es ist wichtig, dass euer Support-Netzwerk aktiv ist, sobald ihr zurückkommt, um eventuelle Schwierigkeiten mit dem Übergang in die „reale Welt“ aufzufangen.

Zusammenfassung

Zusammenfassend möchte ich betonen, dass ein Thru-Hike nicht nur eine physische Herausforderung ist, sondern auch eine Gelegenheit, die eigene psychische Stärke zu entdecken und zu entwickeln. Das Wandern in der Natur kann eine therapeutische und befreiende Erfahrung sein. Es bietet Raum zur Selbstakzeptanz und zum Aufladen unserer „Batterien“. Viele neurodivergente Gehirne blühen beim Thru-Hiking geradezu auf.

Am Ende eines jeden Wandertags und mit dem Meistern jeder Herausforderung, die das erfordern mag, fühle ich mich stärker, selbstbewusster und in Frieden mit mir selbst. Das Wandern hilft mir, meine psychischen Herausforderungen zu bewältigen. Die natürliche Umgebung dient mir als Zufluchtsort. Hier kann ich ich selbst sein, ohne die alltäglichen Erwartungen und Herausforderungen der „realen Welt“. Die Natur ermöglicht mir, Energie zu tanken und mich selbst zu akzeptieren, ohne mich an gesellschaftlichen Normen messen zu müssen. Die einzigen Erwartungen sind jene an mich selbst und diese kann ich selbst bestimmen.

Wir müssen uns bewusst sein, dass wir nicht allein sind, und es in der Thru-Hiker-Community viele Menschen gibt, die uns so akzeptieren, wie wir sind. Während eines Thru-Hikes können jedoch spezielle Herausforderungen auftreten, die eine gewisse Vorbereitung erfordern. Von der Medikamentenverwaltung bis zur Bewältigung von Triggern und unvorhergesehenen Situationen. Es ist wichtig, unseren eigenen Weg zu finden, mit diesen Herausforderungen umzugehen und auf unsere Bedürfnisse zu achten. Diese Herausforderungen sind nicht unüberwindbar. Mit Vorbereitung, Selbstreflexion und letztlich Ausprobieren können wir Großes erreichen. Denkt dran, never quit on a bad day!

Thru-Hiking hat mir gezeigt, dass die Natur ein Ort der Heilung und des Wachstums sein kann. Die Herausforderungen, die ich auf dem Trail meistere, haben mir geholfen, in meinem Alltag resilienter zu sein. Und wenn ich das nächste Mal meine Wanderschuhe schnüre, weiß ich, dass ich auf dem Weg zur inneren Stärke bin – Schritt für Schritt.

Let’s get weird and hike on the spectrum!

 


[1] „Sport ist Medikation“ sagt John Ratey, M.D., Professor der Psychiatrie an der Harvard Medical School und Autor von „Spark: The Revolutionary New Science of Exercise and the Brain.“: Er erklärt „Sport aktiviert das Aufmerksamkeitssystem, die sogenannten exekutiven Funktionen – Sequenzierung, Arbeitsgedächtnis, Priorisierung, Hemmung und Aufrechterhaltung der Aufmerksamkeit“.

[2] Eine tägliche Dosis Natur – ein Spaziergang im Wald – kann ADHS-Symptome reduzieren. Dies wurde in einer Studie aus dem Jahr 2004 untermauert, in der Forscher herausfanden, dass „Outdoor-Aktivitäten die Symptome deutlich stärker reduzierten als Aktivitäten in anderen Umgebungen“. Experten schlagen vor, dass Patienten Naturtherapie in Verbindung mit verschreibungspflichtigen Medikamenten und Verhaltenstherapie anwenden. Kuo, Frances E. und Andrea Faber Taylor „A Potential Natural Treatment for Attention-Deficit/Hyperactivity Disorder: Evidence From a National Study.“ American Journal of Public Health 94.9 (2004): 1580–1586.“

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    Annika

    Ich bin verliebt in die Welt, ihre Berge und das Abenteuer. Seit jeher beschäftigt mich eine starke Sehnsucht nach einem intensiven Leben. Dabei bedeuten Wandern und Reisen für mich pure Freiheit und Glück. Auf diesem Blog lest ihr alles über meine Abenteuer auf der ganzen Welt

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