In meinem Outdoor-Leben habe ich vier Zelte besessen und mich immer wieder ein Stück verbessert. Je nach Zweck nutze ich aber durchaus noch eins meiner alten Zelte, das sich einfach mehr anbietet. Es gibt also nicht DAS Zelt, es kommt darauf an, was ihr damit tun wollt. Braucht ihr ein leichtes oder ein sehr windstabiles Zelt für eure Trekkingtour oder ein geräumiges für das Zelten auf einem Roadtrip? Ich gebe euch hier mein gesammeltes Wissen über den Zeltkauf weiter.
Für jeden Anspruch gibt es verschiedene geeignete Modelle, die ihren Zweck erfüllen. Ich habe ein ultraleichtes 2-Personen Zpacks Duplex Zelt, ein extrem stabiles Trekking-Zelt von Hilleberg, ein 3-Personen, ein 2-Personenzelt von Vaude und ein Kuppelzelt von Salewa. Je nachdem was ich vorhabe, wähle ich aus diesen Zelten aus. Soll natürlich nicht heißen, dass man mehrere Zelte braucht. Es soll nur heißen, dass man kein Superleichtgewicht-High-Tech-Zelt benötigt, wenn man eh nur auf Zeltplätzen unterwegs ist.
Bevor ihr euch für ein Zelt entscheidet, überlegt euch also genau euren Anwendungsbereich. Die Auswahl hängt ganz von euren Bedürfnissen und den Kompromissen ab, die ihr bereit seid einzugehen. Wie viel Platz und Komfort sind notwendig, um zu Lasten des Gewichts zu gehen? Welches Budget habt ihr?
Einige Kriterien für eure Entscheidung beim Zeltkauf stelle ich euch hier vor.
1. Jahreszeiten
In der Regel eignen sich für klassische Wanderungen 3- und 4-Jahreszeiten Zelte. Solange ihr nicht vorhabt im schneereichen Winter zu zelten, reicht ein 3-Jahreszeiten-Zelt vollkommen aus. Sie sind leichter und haben eine bessere Belüftung als 4-Jahreszeiten-Zelte.
Für Campingplätze und Sommertouren können sich auch einfache Zelte eignen. Das Außenzelt sollte hier nicht bis zum Boden gehen, damit die Luft gut zirkulieren kann.
2. Größe
Seid ihr alleine, mit eurem Partner oder mit Freunden unterwegs? Zelte gibt es in allen Größen, von kuscheligen Ein-Personen-Zelten bis hin zu ganzen Familienzelten.
Das 2-Personen-Modell ist am vielfältigsten, da man sowohl alleine als auch zu zweit darin schlafen kann. Dazu kommt, wie viel Gepäck ihr dabei habt. Auf einer Trekking-Tour hat man also einen größeren Rucksack pro Person zu verstauen, was bei einigen 2-Personen-Zelten schon mal eng werden kann, vor allem wenn man sehr groß ist. Schaut euch also genau die Maße an und zeichnet es euch vielleicht einfach mal mit Tape auf eurem Wohnzimmerboden auf, um zu schauen, ob es mit allem Gepäck gut passt. Die nutzbare Fläche eines Zelts entspricht nicht unbedingt der Grundfläche, schaut also genau auf die Beschreibungen.
Auch ist es wichtig, ob ein Zelt Sitzhöhe besitzt. In nicht sehr regenreichen Gebieten könnt ihr die Rucksäcke auch bequem unter der Apsis (Vorraum) lagern. Einige Zelten verfügen über einen oder sogar zwei recht große Apside, die super sind um Fahrräder oder Rucksäcke unterzustellen. Bei schlechtem Wetter dienen Apside auch als geschützte Kochstelle.
3. Form
Die Frage über die „richtige“ Form eines Zelts ist seit Ewigkeiten heiß diskutiert und eine sehr philosophische Frage. Einige meinen Tunnelzelte seien am stabilsten im Wind, wieder andere schwören auf Kuppelzelte. Und dann sind da noch die Trekkingstock-Zelte. Für die Windstabilität spielt vielmehr die Qualität des Zelts an sich eine Rolle.
Trekkingstock-Zelte werden lediglich mit Trekkingstöcken aufgestellt, die ihr wahrscheinlich ohnehin dabei habt. Damit lässt sich viel Gewicht sparen, was vor allem bei richtig langen Touren wie dem PCT oder dem Te Araroa wichtig ist. Während ihr Material meist recht fest ist, steht es trotzdem nicht besonders gut im starken Wind da. Außerdem sind sie einwandig, sodass in feuchten Gebieten die Kondensation ein Problem werden kann, da die Innenseite des Zeltes nass wird. Wenn ihr jedoch nicht allzu groß seid könnt ihr einfach darauf achten der Zeltwand nicht zu nahe zu kommen.
Tunnelzelte werden mindestens von zwei Gestängebögen getragen, die parallel nebeneinander stehen und das Zelt so einen Tunnel bildet. Tunnelzelte funktionieren gut, wenn der Wind nicht dreht und man sie mit der schmalen Seiten zum Wind aufbauen kann. Außerdem müssen die Zelte perfekt in alle Richtungen abgespannt sein um stabil im Wind zu sein, was einfach nicht immer möglich ist. Sie lassen sich schnell aufbauen, da Innen- und Außenzelt meist miteinander gekoppelt sind. Tunnelzeiten bieten eine ideale Raumausnutzung und sind im Verhältnis zu ihrer Größe sehr leicht.
Kuppelzelte werden durch zwei sich kreuzende Geständebögen über dem Zeltmittelpunkt aufgebaut. Sie bieten dem Wind gleich vier Angriffsflächen, lassen sich aber freistehend aufbauen. Das ist vor allem in steinigem Gelände von Vorteil, wo Abspannungsmöglichkeiten Mangelware sind. Es werden nur wenig Heringe benötigt um das Zelt aufzustellen. Meist muss das Innenzelt zuerst aufgebaut werden, danach das Außenzelt, was bei Regen unangenehm werden kann.
Außerdem gibt es noch Geodät-Zelte, die für den Einsatz bei Expeditionen gemacht sind, und die Angriffsflächen des Außenzelts in viele kleine unterteilen, sodass sich Eigen- und Windstabilität deutlich erhöhen. Sonderformen wie A-Frames sind ebenfalls auf dem Markt. Manche schwören auch auf Tarps, die einfach nur vor Regen und Sonne schützen indem sie nur ein Schutzdach bilden. Das ist natürlich sehr leicht, aber auch luftig und bietet keinen Schutz vor Insekten und anderem Getier.
4. Aufbauweise
Zelte können unterschiedlich aufgebaut werden. Bei manchen muss man zuerst das Innenzelt aufbauen, dann das wasserdichte Außenzelt darüber bauen. Das ist praktisch in warmen und trockenen Gebieten, wenn man einfach mal nur das Innenzelt aufbauen und den Sternenhimmel beobachten mag. Wenn es regnet ist es jedoch ziemlich unangenehm, da ihr versucht alles so schnell wie möglich hineinzubekommen, damit euer Heim innen nicht nass wird. Die Entscheidung erübrigt sich natürlich bei Trekkingstock-Zelten. Und wenn es euch eine Nacht ohne Regen bevorsteht, könnt ihr sogar einfach cowboycampen (Campieren ganz ohne Zelt) und euch den ganzen Aufwand sparen.
Andere Zelte lassen sich in einem Rutsch zusammen mit dem Außen- und Innenzelt aufbauen, sich meist aber nicht getrennt nutzen. Je nachdem was euch wichtig ist, solltet ihr darauf achten wie euer Zelt aufgebaut werden kann.
Es gibt auch noch praktische Wurfzelte, die für Campingurlaub sicherlich komplett ausreichend sind, sich aber nicht zum Zelten in der Wildnis empfehlen. Bei starkem Regen und Sturm kann euch das Ding um die Ohren fliegen.
5. Gewicht und Packmaß
Wenn ihr euer Zelt tagelang tragen wollt, sollte es natürlich leicht sein. Unter 1kg für ein 2-Personen-Zelt ist großartig, aber teuer. Viel mehr als 2kg sollten nicht angestrebt werden. Je nach Budget solltet ihr euer Zelt also so leichtgewichtig wie möglich kaufen. Auch ein möglichst geringes Packmaß ist wichtig, damit ihr das Zelt leicht in eurem Rucksack verstauen könnt.
Für Roadtrips spielt dies alles natürlich keine Rolle, wenn ihr das Zelt im Auto verstaut, hauptsache das Zelt ist geräumig und bequem.
6. Farbe
Die Farbe mag erstmal unwichtig anmuten. Wenn ihr aber unbemerkt wildzelten wollt oder auf Tierbeobachtungen aus seid, empfiehlt sich immer eine Farbe, die sich gut in die Umgebung fügt. Farben wie braun und grün funktionieren immer gut. Rote oder gelbe Zelte hingegen sind gut im Expeditions- oder Alpinbereich, wo es auch darauf ankommt optimal gesehen zu werden.
7. Extras
Manche Zelte haben mehr als einen Eingang, was sich als praktisch erweisen kann, wenn es um Belüftung geht oder mehr Personen das Zelt nutzen wollen. So kann jeder seinen eigenen Ein- und Ausgang benutzen ohne warten zu müssen. Außerdem liegen dann nur die eigenen Stinkeschuhe vor der Haustür.
Jedes Zelt hat sein eigenes Belüftungssystem. Je nach verwendetem Material kann es mehr oder weniger stickig im Zelt werden, da der Luftaustausch nach draußen schlechter oder besser funktioniert. Günstige Zelte sind oft schlecht belüftet, sodass die Luft kaum zirkulieren kann. Das macht es nicht nur unangenehm warm, sondern kann auch zu nächtlicher Kondensierung führen.
Meine Zelte
Das Ultraleichte – Zpacks Duplex
$$$, 525g exklusive Heringen, einwandiges Trekkingstock-Zelt
Das Zpacks Duplex besticht durch sein extrem geringes Gewicht und ist somit perfekt für Thru-Hikes wie dem PCT oder dem Te Araroa. Es ist für zwei Personen ausgelegt und trotzdem leichter als so manches Solo-Zelt. Man muss allerdings schon mögen, wenn man zu zweit darin schlafen möchte, da es dann recht eng wird. Außerdem müssen die Rucksäcke in den Apsiden aufbewahrt werden, was ohne extrem starken Regen kein großes Problem darstellt. Wenn ihr alleine darin schlafen wollt, ist es extrem geräumig und ihr könnt euren Rucksack bequem neben euch verstauen. Aufrecht sitzen ist ebenfalls kein Problem.
Das Gewicht wird ohne Heringe angegeben, da diese nicht mitgeliefert werden. Ihr könnt also selbst entscheiden welche Heringe ihr mitnehmt und auf Ultraleichte Heringe zurückgreifen. Mein Gesamtgewicht plus Heringe beläuft sich auf 640g.
Das Zelt ist jedoch einwandig, Kondensation kann in feuchten Gebieten also ein Problem werden. Wenn ihr jedoch nicht allzu groß seid, könnt ihr einfach darauf achten die Zeltwand nicht zu berühren. Der ein oder andere Tropfen im Gesicht ist aus meiner Sicht zu vernachlässigen. Wenn ihr es nass einpacken müsst, könnt ihr es zur Mittagspause rausholen und trocknen lassen.
Es ist nicht sehr gut im starken Wind, denn es kann laut werden. Wenn ihr jedoch in eher trockenen Gebieten wie dem PCT unterwegs seid, könntet ihr einfach cowboycampen um Ruhe vor dem Wind zu haben. Wenn es regnet und windet müsst ihr zu Ohrenstöpseln greifen. Der Bodenabstand des Außenzelts gewährleistet eine gute Belüftung und die Apside lassen sich aufrollen, wenn es warm wird.
Der einzige richtig schmerzhafte Punkt bei dem Zpacks Duplex ist sein Preis. Da es in den USA hergestellt und verkauft wird, müsst ihr Importgebühren auf den ohnehin schon hohen Preis des Zelts zahlen. Praktisch ist es, wenn ihr zu Besuch in den USA seid oder eh eine Trekking-Tour in den USA plant, dass ihr das Zelt einfach vor Ort kauft.
Das Sturmfeste – Hilleberg Anjan 2
$$$, 1,7kg, Tunnelzelt
Hilleberg ist für seine extrem robusten Zelte bekannt, die sich für sämtliche Einsätze eignen. Sie sind dabei noch verhältnismäßig leicht. Das hat aber leider auch seinen stolzen Preis.
Der Bodenabstand des Außenzelts gewährleistet eine gute Belüftung. Außerdem lassen sich Apsis und Fußende komplett aufrollen, wenn es warm wird. Im vorderen Bereich kann man gerade so aufrecht darin sitzen und der abfallende Tunnel macht das Zelt windschnittig. Im Inneren befindet sich sogar noch eine Wäscheleine an der ich gerne mal feuchte Stinkesocken oder mein Handtuch aufhänge.
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Die Mittelklasse für den Roadtrip – Vaude Taurus 2P
$$, 2,6kg, A-Frame-Zelt
Mein erstes gescheites Trekking-Zelt. Mein Budget war begrenzt, ich wollte aber ein leichteres und windstabileres Zelt, weshalb ich mich für das Vaude Taurus entschieden habe. Die A-Frame-Form hat sich allerdings nur als mäßig praktisch erwiesen, da ich mich beim Rausgehen oft an der nach vorne reichenden Zeltstange gestoßen habe.
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Das Geräumige – Salewa Scout III
$, 3,6kg, Kuppelzelt
Mein erstes Zelt. Ein günstiges und geräumiges Einsteigermodell, das mich auf meinen ersten Touren begleitet hat. Es ist verhältnismäßig schwer, im Wind ist es eher unangenehm und bei größerem Sturm macht es schlapp. In Island sind mir damals beide Zeltstangen gebrochen, die ich inzwischen ersetzt habe. Bei meiner ersten Trekkingtour durch Schottland war es aber ausreichend, da es hier deutlich weniger windig ist. Da es aber reichlich Platz für zwei Personen plus Gepäck bietet und man aufrecht darin sitzen kann, nehme ich es immer noch gerne her, wenn ich mit dem Auto auf Zeltplätzen unterwegs bin. Dieses Zelt ist zwar nicht mehr erhältlich, aber neuere Versionen davon.
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Eine Antwort
Hi Annika! Wir freuen uns schon riesig auf unseren Camping-Urlaub nach Italien. Wir möchten entweder ein Zelt kaufen oder einen Zeltverleih nutzen. In jedem Fall helfen uns deine Tipps sehr, um das für uns passende Zelt zu finden. Danke für den Tipp, sich wirklich genau die Maße anzusehen, vor allem wenn man eher groß ist. VG, Nina & Pete